Führung der Hochschule Neuss ist völlig zerstritten

Heute soll Versammlung der Gesellschafter unter anderem über die Kündigung des Geschäftsführers entscheiden.

Neuss. Die Hochschule Neuss steht heute vor einer wegweisenden Entscheidung. Denn die Versammlung der fünf Gesellschafter ist für heute einberufen worden, und auf der Tagesordnung steht unter anderem ein Punkt, der es in sich hat: „Sofortige Abberufung des Geschäftsführers Mark Müller und fristlose Kündigung eines etwaig bestehenden Anstellungsvertrages aus wichtigem Grund sowie Erteilung eines Hausverbots mit sofortiger Wirkung.“ Das geht aus der Einladung des zweiten Geschäftsführers und Gesellschafters Professor Fadi Mohsen hervor. Ob diese Versammlung heute so stattfinden wird, ist noch ungewiss. Beim Landgericht Düsseldorf liegt ein Antrag auf einstweilige Verfügung vor, die Abstimmung darüber zu verbieten. Das Gericht hat noch nicht entschieden. Derzeit befindet sich die Hochschule Neuss in einem Insolvenzeröffnungsverfahren.

Geschäftsführer Müller hatte am 9. März den Insolvenzantrag der Hochschule wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt. Dagegen hatte Mohsen Beschwerde beim Amtsgericht Düsseldorf eingereicht. Das Gericht hat diese Beschwerde mittlerweile als unbegründet verworfen und das Landgericht eingeschaltet. Die angestrebte Abberufung Müllers nach nur einem Jahr im Amt als Geschäftsführer ist die jüngste Entwicklung in einem Streit der führenden Köpfe der Hochschule Neuss, der bereits über ein Jahr dauert.

Der Kreis der Gesellschafter hat sich spätestens im vergangenen September endgültig entzweit. „Die Gesellschafter haben durchaus Differenzen. Sie sind gut beraten, sich zusammenzuraufen“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Bremen. Andere Fälle seien damit in dieser Weise nicht vergleichbar. Weitere Stellungnahmen lehnte er ab.

Bei einer Gesellschafterversammlung am 4. September 2014 stimmte die Mehrheit im Gremium (siehe Info-Box) dafür, die Solog AG (einem Nachfolger der Logistiksparte des Musikkonzerns EMI) aus dem Gesellschafterkreis zu drängen und Geschäftsführer Mark Müller die Alleinvertretungsberechtigung zu entziehen. Die Mehrheit im Gremium wurde vertreten durch den Gründer und Präsidenten Professor Otto Jockel sowie Geschäftsführer und Vize-Präsident Professor Fadi Mohsen. Im Gegenzug ließ die Solog AG darüber abstimmen, Otto Jockel und Fadi Mohsen auszuschließen und ihnen Hausverbot zu erteilen. Dies lehnten beide ab, wie aus dem Protokoll der Versammlung hervorgeht.

Grund für die heftigen Differenzen sind dem Vernehmen nach unterschiedliche Auffassungen über die Gründe der wirtschaftlichen Schieflage. Mittlerweile ist bekannt, dass sich das Minus der vergangenen Jahre auf etwa 658 000 Euro beläuft. Das Insolvenzeröffnungsverfahren läuft weiter, bis frisches Geld eingegangen oder ein Investor gefunden ist. Dann könnte auch wieder eine staatliche Zulassung erteilt und neue Studenten aufgenommen werden. Über eine Garantieverpflichtung, wie sie eine Hochschule für ihre Zulassung vorlegen muss, hat Insolvenzverwalter Bremen mittlerweile Geld angefordert. Die Garantiegeberin hatte dies bis Ende dieser Woche zugesagt. Die drohende Insolvenz wäre dann abgewendet — der Streit der Gesellschafter wohl nicht.

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