Förderverein der Musikschule macht sich Sorgen um die Qualität

Schüler und Lehrer sind nach Aussagen von Stadtkämmerin Tanja Gaspers besorgt darüber, dass das Angebot der Schule leiden könnte.

Dormagen. Gary Holt gibt sich keinen Illusionen hin: „Leider wird bei der Kultur erfahrungsgemäß immer als erstes gekürzt. Schade, dass dieser Bereich in Deutschland abgebaut wird, während andere Länder ihn aufwerten“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins der Musikschule Dormagen, der als Professor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln unterrichtet. Holt geht denn auch davon aus, dass der Musikschule das abverlangt werden wird, was Stadtkämmerin Tanja Gaspers in ihrer Rede zur Einbringung des städtischen Haushaltes für das Jahr 2016 vorgeschlagen hat: die Reduzierung des bestehenden Defizits innerhalb von drei Jahren von 650 000 auf 500 000 Euro. Es sei nun „Aufgabe der Musikschule, ihr Leistungs- und Angebotsportfolio daraufhin abzustimmen“, sagte Gaspers.

Die erste Sparmaßnahme greife bereits, berichtet Gary Holt. Seit 1. Oktober sei eine feste halbe Stelle für Klavierunterricht weggefallen, weil diese nicht neu besetzt worden sei. Bedrückend findet der Vorsitzende des Fördervereins („Ich habe Sorge, dass Angebot und Qualität leiden werden“) das besonders für die Kinder und Jugendlichen, die die Musikschule Dormagen besuchen. Sie werden die Verlierer sein, glaubt er. Aus seiner eigenen Dozententätigkeit weiß Holt um die Bedeutung eines Vertrauensverhältnisses zwischen Lehrer und Schüler, meist müsse dieses langsam aufgebaut werden. Falle die Lehrerstelle weg, gingen oft auch die Schüler.

Er wisse, dass sich die Stadt mit einer schwarzen Null im Etat ein großes Ziel gesetzt habe und die Musikschule einen Teil der Last tragen müsse. „Aber persönlich finde ich das sehr schade“, fügt der Professor hinzu. Wie auch der Sport sei Musik für die psychosoziale Entwicklung der Kinder sehr von Vorteil. Zudem stelle sich die Frage, was es für das Musikschul-Orchester bedeute, wenn bestimmte Instrumente nicht mehr in Dormagen unterrichtet werden könnten. Und: „Welche Auswirkungen haben die steigenden Flüchtlingszahlen auf die Musikschule? Vielleicht wird die Nachfrage größer. Und dann?“ fragt Holt.

Bürgermeister Erik Lierenfeld urteilte kürzlich, dass die Jahreswochenstunden, die in der Einrichtung unterricht werden, sehr hoch seien und verringert werden könnten. Kreiskulturdezernent Tilmann Lonnes zählte bei der Musikschule Dormagen 540 Jahreswochenstunden, in Grevenbroich rund 300. Daher scheint klar, dass bald nicht mehr alle Instrumente in allen Varianten und in diesem Umfang unterrichtet werden. Musikschülern aus Dormagen drohen damit weitere Wege in Nachbarstädte.

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