Finanzen: Immer mehr private Pleiten

Schuldneratlas: Die Zahl der überschuldeten Menschen im Rhein-Kreis ist gestiegen.

Rhein-Kreis Neuss. Immer mehr Menschen im Rhein-Kreis Neuss leben auf Pump: Die Zahl der Überschuldeten ist in diesem Jahr um 1400 gestiegen. Das ergibt sich aus dem aktuellen Schuldneratlas für die Region, den die Creditreform zusammen mit der Volksbank Düsseldorf-Neuss erstellt hat.

Demnach sind 35.000 der Menschen über 18 Jahren, die im Rhein-Kreis leben, überschuldet. Die Schuldner-Quote beträgt 9,73 Prozent - im Vorjahr lag der Wert bei 9,25 Prozent. Die Zahl der Menschen, die besonders tief in der Schuldenfalle stecken, ist im Vergleich zum Vorjahr um 1000 auf 19000 gestiegen.

Gleiches gilt für diejenigen, die nur vorübergehend eine finanzielle Krise durchleben - 2010 sind das 16.000. Zudem sind im Rhein-Kreis Neuss die Verbraucherinsolvenz-Verfahren um 22 Prozent angestiegen - das ist der höchste Wert im Regionalraum Düsseldorf. 248 Menschen machten in diesem Jahr bisher von dem Instrument Gebrauch.

Die geringste Schuldnerrate im Kreisgebiet weist die Stadt Meerbusch auf. In Kierst, Nierst und Ilverich sind etwas mehr als 4Prozent der Einwohner über 18Jahre verschuldet. Auch in Dormagen-Delhoven liegt die Quote unter 5 Prozent. Die höchste Schuldnerrate gibt es Neuss (12,08 %). Negativer Spitzenreiter ist das Barbaraviertel - jeder vierte Einwohner über 18Jahre ist hier in den Miesen. Es folgen Erfttal (16,06 %), Weckhoven (15,85 %), die Innenstadt (15,67 %) und Furth-Süd (15,64%).

"Insgesamt hätte der Anstieg der überschuldeten Bürger angesichts der vorjährigen Wirtschaftslage und der düsteren Prognosen aber deutlich schlimmer ausfallen können", sagte Rainer Bovelet, wissenschaftlicher Leiter der Konjunkturforschung. Besonders bedenklich sei jedoch der Trend, dass immer mehr junge Menschen in die Schuldenspirale rutschen. Bei den 18- bis 20-Jährigen im Rhein-Kreis Neuss ist die Zahl der Schuldner in einem Jahr von 800 auf 1100gestiegen.

Detlef Frormann, Geschäftsführer der Creditreform, fordert deshalb: "Bund, Land und Kommunen müssen sich an einen Tisch setzen und Konzepte zur Förderung der Finanzkompetenz erarbeiten." Volksbank-Vorstand Rainer Mellis plant derzeit zusammen mit dem Sozialdienst katholischer Männer (SkM) ein solches Pilotprojekt.

Ab Sommer werden in Neuss geschulte Berater in Hauptschulen gehen und dort ein halbes Jahr lang über so genannten gesunden Konsum unterrichten. "Die Verschuldung fängt schon bei der Handy-Rechung an", sagt Rainer Mellis. "Wir wollen aufklären."

Rainer Bovelet fordert zudem eine Stärkung und den Ausbau der Insolvenz- und Schuldenberatung. Darüberhinaus müsse eine verantwortungsbewusste Kreditvergabe der Banken gefördert werden. Einen Rückgang der Schuldnerzahl sei frühestens 2012 zu erwarten.

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