Marine-Verein Neuss in Not Schiff vor dem Untergang gerettet

Grimlinghausen. · Das Heimboot des Marine-Vereins muss abgewrackt werden. Das übersteigt die Mittel des Vereins.

 Paul Weller muss sich als Erster Vorsitzender des Marine-Vereins jetzt um das Abwracken der „Pulchra Nussia“ kümmern. Seit 1976 liegt das Heimboot des Vereins an der Stirnseite des Sporthafens vertäut, am Samstag wäre es dort fast gesunken.

Paul Weller muss sich als Erster Vorsitzender des Marine-Vereins jetzt um das Abwracken der „Pulchra Nussia“ kümmern. Seit 1976 liegt das Heimboot des Vereins an der Stirnseite des Sporthafens vertäut, am Samstag wäre es dort fast gesunken.

Foto: Christoph Kleinau

Die Feuerwehr Neuss konnte am Samstag einen massiven Wassereinbruch in die „Pulchra Nussia“ stoppen und damit verhindern, dass das 1944 in einer Bremer Werft auf Kiel gelegte Heimboot des Marine-Vereins im Sporthafen sinkt. Doch zu retten ist das ehemalige Minenräumboot der Kriegsmarine der Wehrmacht nicht mehr. „Wir können nur versuchen, es vorerst über Wasser zu halten“, sagt Paul Weller, seit zwei Jahren Vorsitzender des Marine-Vereins. Aber dass das Boot abgewrackt wird, nennt er unausweichlich.

Bei der Stadt Neuss weiß man um den ständig schlechter werdenden Zustand des Bootes, bestätigt Pressesprecher Peter Fischer, doch wurde der Fall nicht als dringlich angesehen. Jedenfalls bis jetzt nicht. Im kommenden Jahr soll ein Sachverständiger beauftragt werden, der sich zur Sanierung der Spundwände am Hafeneingang und dem Bau eines möglichen Anlegers für das Feuerlöschboot „Alfons Frings“ äußern soll. In diesem Gesamtkomplex sollte ursprünglich auch über die „Pulchra Nussia“ gesprochen werden, sagt Fischer.

An diesen Zeitrahmen hatte sich auch der Marine-Verein geklammert, der im Vorjahr ein Gutachten zum Zustand des Minenräumers beauftragt und ein Angebot zur Verschrottung eingeholt hat. 126.000 Euro soll die Entsorgung kosten. Das alleine würde die Möglichkeiten des aktuell noch 19 Mitglieder zählenden Vereins schon überstrapazieren, sagt Weller, dessen Kassenwart nur einen Bruchteil dieser Summe in einer Rücklage angespart hat. Jetzt befürchtet der Vorsitzende, dass schon die Kosten für den, so wörtlich, „dramatischen Feuerwehreinsatz“ dem Verein finanziell das Genick brechen. 2020, wenn der Marine-Verein 125 Jahre alt wird, gäbe es dann zwar einen Anlass für ein Jubiläum – aber keinen Jubilar mehr.

Erst am Montag wurde das
Ausmaß der Schäden sichtbar

Bei dem Feuerwehreinsatz am Samstag sind nach Darstellung des Vereins mehrere Faktoren zusammengekommen: Starker Regen von oben, durch die Mahagonie-Beplankung eindringendes Wasser von unten – und der Ausfall der Pumpen, die eigentlich ab einer gewissen Wasserhöhe in der Bilge des Bootes anspringen sollten, um das Wasser nach außenbords zu pumpen. So sackte das Vorschiff fast einen Meter tief ab, bevor die Feuerwehr kam und den Untergang abwenden konnte. Zurück blieben Schäden, die erst am Montag in vollem Umfang sichtbar wurden, als einige Mitglieder zum Aufräumen anrückten. Dabei waren an Bord schon seit Jahren nur noch zwei Räume überhaupt zu nutzen.

Kleines Glück im Unglück: Das Kreisumweltamt, so bestätigt Sprecher Reinhold Jung, konnte nicht erkennen, dass aus der „Pulchra Nussia“ wassergefährdende Stoffe ins Hafenwasser gelaufen sind und sah keine „Gefahr im Verzug“.

Mit der „Pulchra Nussia“, dem letzten Weltkriegsboot seiner Art in Deutschland, verliert der Sporthafen seine letzte Besonderheit, nachdem 2010 der Aalschokker „Helena“ abgewrackt und 2017 die denkmalgeschützte „Fiat Voluntas“ als Museumsschiff nach Monheim verkauft
worden war.

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