Erste Niederlage für den TSV Bayer

Der Drittligist unterliegt nach Führung noch mit 26:27 in Krefeld. Es fehlt dem Team an Reife. Korschenbroich verliert deutlich.

Erste Niederlage für den TSV Bayer
Foto: D. Janssen

Dormagen/Korschenbroich. So paradox kann Handball sein: Die erste Saisonniederlage des TSV Bayer Dormagen, das 26:27 (15:11) bei der HSG Krefeld war ebenso unnötig wie verdient. Unnötig, weil die Gäste ihre spielerische Überlegenheit und den daraus resultierenden Vorsprung (15:10, 28.) niemals aus der Hand hätten geben dürfen. Verdient, weil sie der Krefelder Kampfkraft im zweiten Durchgang nichts Adäquates entgegen zu setzen hatten. Zieht die junge Bayer-Garde daraus die richtigen Schlüsse, kann sich die Pleite noch segensreich, nämlich als Schuss vor den Bug zum richtigen Zeitpunkt, erweisen. Tut sie es nicht, könnte sich das Thema Aufstieg recht bald erledigt haben. Vielleicht schon am 15. Oktober, wenn sich der weiterhin souverän auftretende Zweitliga-Absteiger TuS Ferndorf im Bayer-Sportcenter vorstellt. So wie sie am Freitagabend vor der Rekordkulisse von 1409 Zuschauern in der Glockenspitzhalle auftraten, dürften die Dormagener dann chancenlos sein. Die Gründe:

Es war ja nichts Überraschendes, womit die Krefelder die Partie nach der Pause schier unaufhaltsam drehten. Dass Jens Reinarz, wenn es eng wird, seine Linksaußenposition verlässt und als vierter Rückraumspieler den Weg zum Tor sucht, war schon zuletzt in Hagen so. Dass Simon Ciupinski sich wie ein Basketballer in die Deckung dribbelt und dann mit seinen Aufsetzern aus der Nahdistanz die Torhüter auf dem falschen Fuß erwischt, das hat er schon zu seinen Korschenbroicher Zeiten so gemacht. Dass Marcel Görden nicht zu halten ist, sondern die Abwehr versuchen muss, die Anspiele auf den besten Kreisläufer der Liga zu unterbinden, weiß eigentlich jeder, der sich mit Drittliga-Handball beschäftigt. Nur der TSV nicht.

Oder sie vergessen solche Dinge, wenn mit schmelzendem Vorsprung der Stress steigt — schließlich hatten sie Görden vor der Pause durchaus im Griff, schließlich agierte die Defensive so gut, dass selbst der verletzte Krefelder Rechtsaußen Hannes Hombrink anerkannte: „Eure Deckung ist echt stark.“ Davon konnte nach dem Seitenwechsel keine Rede mehr sein. Ähnlich war es im Auftaktspiel, als die Gäste aus Leichlingen dank des siebten Feldspielers einen Sieben-Tore-Rückstand fast noch egalisierten. Unter Druck gerät die Abwehr ins Schwimmen, unter Druck passieren im Angriff Fehler, die einem Spitzenteam nicht unterlaufen dürfen. Doch woher soll die junge Garde auch Stress kennen? In der A-Jugend ist sie kaum gefordert worden, von 44 Spielen in den vergangenen zwei Jahren haben die Dormagener gerade mal vier verloren, dafür aber 26 mit acht Toren Differenz und mehr gewonnen. Der Fehler liegt nicht bei den Spielern, sondern im System: Die A-Jugend-Bundesliga ist viel zu breit aufgestellt, als dass sich dort echte Lernprozesse ergeben könnten.

Auch, dass Handball ein Kampfsport ist, lässt sich in der A-Jugend-Bundesliga nur bedingt lernen. Die guten Teams — und zu denen zähl(t)en die Dormagener — lösen dort die meisten Aufgaben übers Spielerische. Und genau das versuchen die Bayer-Jungs jetzt auch in der Dritten Liga. Was unweigerlich schief gehen muss, wenn man auf Kampfmaschinen wie Reinarz, Görden und Co. trifft. „Einige meiner Spieler konnten am Ende kaum noch geradeaus laufen, so fertig waren sie“, sagte HSG-Trainer Olaf Mast. Den meisten Dormagenern war nicht mal die wohlgeordnete Frisur durcheinander geraten. Ans Limit ging am Freitagabend keiner. „Die Einstellung, das Spiel zu gewinnen, war in der Kabine deutlich zu spüren“, verteidigte TSV-Trainer Ulli Kriebel seine Schützlinge. Einstellung ist die eine Sache, ihre Umsetzung auf dem Parkett eine andere. Ein bisschen mehr Emotionen dürften es schon sein.

Der TV Korschenbroich enttäuschte bei der 22:29 (13:14)-Heimniederlage gegen den Leichlinger TV auf ganzer Linie. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit gelangen dem Gastgeber in den letzten 17 Minuten gerade einmal vier Treffer. „Diese zweite Halbzeit macht mir Angst“, sagte TVK-Manager Kai Faltin.

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