Einsatz für mehr Grün Steingärten sind in Neuss unerwünscht

Neuss. · Stadt und Politik überlegen, wie man Bürger über den Nutzen grüner Gärten informiert.

 Stadt und Politik wollen in Neuss den Steingarten-Trend stoppen.

Stadt und Politik wollen in Neuss den Steingarten-Trend stoppen.

Foto: Alexandra Rüttgen

Sie sind meist grau, nicht sonderlich pflegeintensiv – und ein Dorn im Auge der Neusser Politik und Stadtverwaltung: Stein-Vorgärten! In den vergangenen Jahren hat auch in Neuss die Anzahl dieser „Steinwüsten“ zugenommen. Der Trend soll nun möglichst schnell gestoppt werden. Darum wurde im Umweltausschuss auf Antrag der SPD jetzt ein entsprechendes Maßnahmenpaket beschlossen. So soll ein Flyer entwickelt werden, der über den Nutzen grüner Vorgärten informiert und ein Bewusstsein schafft, weshalb Steingärten für das Stadtbild ungeeignet sind. Dieser soll mit dem Grundsteuerbescheid an alle Hausbesitzer verteilt werden.

Umweltdezernent Matthias Welpmann machte zwar deutlich, dass es so eine Art Flyer bereits gibt – der Ratgeber „Heimische Gehölze im eigene Garten“ – allerdings betonten die Ausschussmitglieder, dass sie diese Broschüre gar nicht kennen. Darum soll nun geprüft werden, ob sie den Vorstellungen der Politik entspricht. Ist dies nicht der Fall, wird wohl ein neuer Anti-Steingärten-Flyer entwickelt.

SPD hält die Einführung
einer Quote für denkbar

Darüber hinaus soll geprüft werden (auf Antrag der Linken), welche Anreize für Bürger geschaffen werden können, damit ihre Wahl auf einen grünen Vorgarten fällt. Zudem wird sich der Planungsausschuss damit beschäftigen, welche Auflagen in künftigen Bebauungsplänen geeignet wären, um für einen höheren Anteil an Begrünung von Vorgärten zu sorgen. Aus Sicht der SPD wäre etwa die Einführung einer Quote zur Begrünung denkbar. Diese Quote könnte dann bei allen zukünftigen Bauvorhaben verbindlich verankert werden. „Vorgärten und kleine Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima im dicht besiedelten Stadtgebiet“, macht Michael Ziege, umweltpolitischer Sprecher der SPD, deutlich.

Thomas Kaumanns kritisierte in der Ausschuss-Sitzung allerdings die Verwaltung. „Die Stadt soll erst einmal die Vorgärten pflegen, bei denen sie selbst Eigentümerin ist“, so der CDU-Stadtverordnete.

Heide Broll (FDP) hatte eine andere Idee. Ein Anreiz solle mit einem Wettbewerb für den schönsten Vorgarten geschaffen werden. Die SPD begründete ihren Antrag unter anderem damit, dass gerade in den Zeiten des Insektensterbens auch kleine Vorgärten eine Möglichkeit böten, der Natur etwas Raum zurück zu geben. Die Bundesregierung habe dazu im Mai 2017 mit dem „Weißbuch Stadtgrün“ eine Bestandsaufnahme und Diskussionsgrundlage geliefert. Darin werde auch dafür plädiert, Flächenfunktionalisierung zu vermeiden. Auch die Stadt Neuss betont in ihrer kürzlich erschienenen Broschüre: Die ursprüngliche ökologische Funktion eines grünen Gartens gehe bei einem Stein-Vorgarten verloren. Die Annahme, diese Gärten seien pflegeleichter, habe sich zudem als Irrtum erwiesen. Es habe sich gezeigt, dass Steingärten mit mehr Aufwand und mit viel mühsamer Handarbeit verbunden sind. Darum gelte: Je grüner, desto besser! Im Ausschuss kamen die Mitglieder zudem auf die Internetseite „Gärten des Grauens“ zu sprechen, auf der die schlimmsten „Gartenidyllen“ Deutschlands festgehalten werden. Die meisten der dort veröffentlichten Fotos zeigen graue Steingärten.

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