Dormagener Jecke werben für Toleranz

Der Bürgermeister verlas ein Gedicht gegen Fremdenhass.

Dormagener Jecke werben für Toleranz
Foto: Tinter

Dormagen. Es war schon ein komisches Viech, auf dem Dormagens Ober-Cowboy Erik Lierenfeld gestern zur Eröffnung des Straßenkarnevals angeritten kam. Das Fell rötlich-braun, fast wie ein Eichhörnchen, und um den Hals des Kleppers baumelte eine rote Krawatte. „Das ist Don“, klärte Lierenfeld auf, „aber das ist nur die Kurzform des Namens. In Wirklichkeit heißt mein Pferd Donald.“

Pferd? Es war wohl eher ein „Trumpeltier“, das der Bürgermeister da im Zaum zu halten versuchte. Das gelang ihm zwar, doch der geballten Narrenmacht beim Rathaussturm musste er sich beugen. Prinz Martin II. und Prinzessin Alina schickten Don und Erik, unterstützt von zahlreichen Jecken auf dem gut gefüllten Paul-Wierig-Platz, zumindest vorübergehend in die Wüste.

Lierenfeld nahm’s gelassen. Doch bevor er den Rathausschlüssel an die Kinderprinzessin und Bürgermeisterin der Zukunft Julia I. (Hauptmann) herausrückte, rief er alle Feiernden zu Toleranz und Offenheit auf. Sein Credo: „Ob Rothaut oder Bleichgesicht, an Karneval herrscht Friedenspflicht.“ Und reimte weiter: „Wir stehn ein für kölsche Gebote und das Grundgesetz, egal ob im realen Leben oder im Netz. Hassprediger und Terroristen kriegen uns nicht klein, wir werfen nicht den ersten Stein.“ Da war die Kinderprinzessin ganz auf seiner Seite. „Alle Menschen, ob groß, ob klein, sollen friedlich miteinander sein“, bekräftigte sie, während Prinz Martin und Prinzessin Alina zum Feiern mit Menschen aus allen Altersklassen und Herkunftsländern aufriefen. Grenzenlos jeck sein also — und dabei „die Sorgen vergessen, erst recht die Geschäftsinteressen“, verfügte Martin II.

Vorm Historischen Rathaus gaben sich unterdessen — moderiert von Michael Dries und musikalisch begleitet von Peter Pick — die Karnevalsgesellschaften die Klinke in die Hand: die IG Delrather Karneval, die KG Ahl Dormagener Junge, die KG Sonndachsjecke, die KG Thalia Blau-Weiß Delhoven, die KG Rot-Weiß Feste Zons und die KG Rot-Weiß Stürzelberg. Sie hatten Tanzcorps dabei — und jede Menge Majestäten. Gefeiert wurde auch im Rathaus selbst, wo Verwaltungsmitarbeiter, Politiker und andere Amtsträger um das schönste Kostüm wetteiferten. Für zusätzliches Prickeln sorgten Brausebärchen auf den Tischen.

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