Dormagen: „Weil man immer Action hat“

Überalterung: Mit dem Projekt „Kinderfeuerwehr“ kümmern sich die Brandbekämpfer aktiv um ihren ehrenamtlichen Nachwuchs.

Dormagen. "Wir sind nicht mini, wir sind Kinder!" Mit diesen Worten soll der Namensvorschlag "Minifeuerwehr" von den Kindern abgeschmettert worden sein. Also heißt die Gruppe der zehn Sechs- bis Zehnjährigen, die sich freitags trifft, jetzt schlicht und einfach "Kinderfeuerwehr Dormagen".

Selbstverständlich übt der Feuerwehrnachwuchs nicht mit schwerem Gerät, wie es bei den größeren Kameraden der Fall ist. Bei den Pänz ist dagegen ein Telefon der Renner. Damit trainieren sie spielerisch den Fall der Fälle: "Wie rufe ich Hilfe über 112?". Schon nach dem ersten Treffen wussten die Kinder, wie es geht.

"Man muss an die fünf Ws denken!", erklärt Katja, nämlich wer, wo, was und wie viele Personen betroffen sind und welche Verletzungen es gibt.

Doch nicht nur die Brandschutzerziehung der Kinder ist Ziel der von Sabine Voss initiierten Gruppe. Die Chefin der Freiwilligen Feuerwehr möchte mit dem Projekt auch den Nachwuchs sichern. "Ein Hauptproblem der Feuerwehr wird in einigen Jahren die Überalterung sein. Ein Problem ist die Altersgrenze von zehn Jahren für den Eintritt in die Jugendfeuerwehr, denn die Entscheidung, ob sich ein Kind im Verein, sportlich oder kirchlich engagiert, fällt im Durchschnitt schon wesentlich früher mit sechs Jahren."

Mit zehn Jahren, wenn der Eintritt in die Feuerwehr möglich ist, haben viele Kinder schon einen vollen Freizeitplan. Auch Heinz Pankalla, Leiter der Büros für ehrenamtliches Engagement, unterstützt das Projekt Kinderfeuerwehr, denn "wer sich dafür früh entscheidet, bleibt meist beim Ehrenamt."

Ein weiterer Aspekt ist für ihn besonders wichtig: Die Möglichkeit, mit der Kinderfeuerwehr auch die Kinder der Neubürger und Migrantenfamilien zu erreichen, die unterdurchschnittlich in Vereinen vertreten sind. Ein niederschwelliges Angebot, bei dem die Kinder etwas lernen und Spaß haben - das scheint mit der Kinderfeuerwehr zu gelingen. Weil die Finanzierung derzeit noch von Sponsoren wie etwa dem Rotary Club abhängig ist, habe man die Gruppengröße auf 15 Kinder beschränken müssen, erklärt die Betreuerin Heike Seburschenich.

Inspirationen holen sich die vier ehrenamtlichen Betreuer, die nur zum Teil selbst in der Feuerwehr aktiv sind, von der Frankfurter Feuerwehr. Dort wird das Projekt bereits seit 15 Jahren erfolgreich durchgeführt und soll künftig auch im Brandschutzgesetz aufgenommen werden, damit die Kinder den Status als Feuerwehrmitglied erhalten können.

Die Kinder selbst interessiert der Status wenig. Schon jetzt tragen sie stolz die dunkelblauen Shirts und Pullis mit dem Emblem der Kinderfeuerwehr auf der Brust und Grisu, dem Zeichentrickdrachen, der Feuerwehrmann werden wollte, auf dem Rücken.

Warum sie in der Feuerwehr sind? "Weil Papa und Opa auch bei der Feuerwehr sind", sagt Tom. Felix nennt andere Gründe: "Es ist sehr schön, weil man Leuten helfen kann und immer Action hat." Morgen wird die Kinderfeuerwehr im Hauptausschuss vorgestellt und dort sicherlich auch für ein paar Minuten "Action" sorgen.

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