Dormagen: „Quest“ statt Kündigung

Die Mitarbeiter des Lanxess-Konzerns arbeiten bis 2012 weniger und verzichten auf Teile ihres Gehalts.

Dormagen. "Es zahlt sich jetzt aus, dass wir rechtzeitig unser Haus konsequent und nachhaltig neu aufgestellt haben", sagt Lanxess-Vorstandsvorsitzender Axel Heitmann auf der Halbjahres-Pressekonferenz. Der Spezialchemie-Konzern hat trotz der weltweiten Wirtschaftskrise seinen Umsatz im zweiten Quartal deutlich verbessert: Gegenüber dem ersten Quartal ist er um 17 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro gestiegen, lag aber um 527 Millionen Euro (rund 30 Prozent) unter dem Wert des Vorjahres.

Der Umsatzzuwachs sei auf eine höhere Nachfrage aus Asien sowie auf Einsparungen durch das Maßnahmenpaket "Challenge 09" zurückzuführen. "Um auch in den nächsten Jahren ausreichen flexibel auf die Krise und ihre Auswirkungen reagieren zu können, haben wir gerade mit den Arbeitnehmervertretern eine Ausweitung von ,Challenge 09’ sowie das unmittelbar daran anschließende Programm ,Challenge 12’ vereinbart", erklärt Heitmann. Damit sollen bis 2012 360 Millionen Euro eingespart werden. Es schaffe die nötige Flexibilität, um auch in den nächsten 24 Monaten der Krise und ihren Auswirkungen begegnen zu können. Das Programm sehe neben einer Fortsetzung der technischen Maßnahmen für ein flexibles Anlagenmanagement auch eine Verlängerung der Maßnahmen im Personalbereich um zwei Jahre vor.

Für die rund 1000 Tarif-Mitarbeiter am Standort Dormagen - ebenso wie für die Kollegen an den anderen Standorten - bedeutet das, dass die 35-Stunden-Woche mit reduzierter Vergütung auf drei Jahre verlängert wird. Dabei verzichten sie auf rund 6,7 Prozent Gehalt. Das Programm war am 1. März angelaufen und wird bis Februar 2012 verlängert. "Die Tarifrunden sind dabei noch nicht berücksichtigt", sagt Lanxess-Unternehmenssprecher Frank Grodzki.

Beim Sparprogramm leisten auch die außertariflich bezahlten Mitarbeiter ihren Beitrag. "Für sie entfällt die Gehaltsanspassungsrunde in diesem Jahr. Im nächsten wird sie um ein halbes Jahr verschoben", erläutert Grodzki. Zusätzlich würden die so genannten variablen Einkommenskomponenten bei leitenden Kräften um fünf, bei Vorstandsmitgliedern um zehn Prozent gekürzt.

Neu im Maßnahmenkatalog ist "Quest". Die Abkürzung steht für "Qualifikations-, Einsatz- und Stellenmanagement-Center". So ist angedacht, dass Mitarbeiter, in deren Bereich wegen weltweiter Krise, zurückgegangener Auftragslage und gesunkener Produktionsmengen weniger Arbeit anfällt, in den Centern auf andere Arbeiten vorbereitet und fortgebildet werden. "Wir hoffen, bei einer Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds möglichst viele unserer gut ausgebildeten Mitarbeiter wieder einsetzen zu können", sagt Heitmann.

Das Center steckt noch in den Startlöchern. Es soll dezentral an den unterschiedlichen Standorten realisiert werden. "Wir führen Gespräche mit der Arbeitsagentur, ob dafür die Kurzarbeit-Regelung greifen könnte", sagt Grodzki. Würde die Agentur 60 Prozent des Gehaltes übernehmen, würde Lanxess 30 Prozent dazu zahlen, so dass die betroffenen Mitarbeiter mit einem Lohnausfall von zehn Prozent rechnen müssten.

Wenn es am Standort in Bereichen von Lanxess Bedarf durch mehr Arbeit gebe oder ein Aufschwung einsetze, könnten die betroffenen Mitarbeiter kurz- oder langfristig dort eingesetzt werden. Durch die Einsparungen und Maßnahmen, so betont Heitmann, sollen Arbeitsplätze gesichert und erhalten werden. "Betriebsbedingte Kündigungen bleiben das allerletzte Mittel."

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