Dormagen: Mentoren helfen Lehrlingen

Handwerker sollen Jugendliche ehrenamtlich beraten. Die Stadt hofft, so die Zahl der Abbrecher zu senken.

Dormagen. Sie verstehen sich nicht mit den Kollegen, beherrschen nicht die Grundrechenarten oder begrüßen den Kunden, ohne ihm die Hand zu geben. Gründe, warum Betriebe mit ihren Auszubildenden hadern, sind vielfältig.

"Viele Betriebe sehen deshalb keinen Nutzen mehr darin, Jugendliche fit für den Beruf zu machen", sagt Thomas Hastenrath. Hastenrath ist Chef eines Bausanierungsunternehmens und stand in diesem Jahr selbst kurz davor, den Brocken Ausbildung hinzuwerfen: "Die Suche kostet viel Zeit und Energie."

Hastenrath hat nicht hingeworfen. Der Internationale Bund (IB) konnte ihm den passenden Jugendlichen vermitteln. "Mir hat das unheimlich geholfen", sagt der Chef heute.

Die Vermittlung von Auszubildende an die Betriebe ist ein erster Schritt. Jetzt soll der zweite folgen. "Ausbildung für Dormagen" nennt sich ein neues Projekt, das IB und Stadt gemeinsam entwickelt haben. Das Ziel: Mentoren sollen Ausbildern wie Auszubildenden unbürokratisch helfen, wenn es hakt. Als reine Ehrenamtler will Anke Kleinbrahm vom IB die Mentoren aber nicht verstanden wissen. "Wir werden Leute einsetzen, die auch etwas von der Branche verstehen."

Beginnen Jugendliche ihre Ausbildung, hätten sie häufig anderes im Kopf: Die Freundin, den Führerschein oder die Party am Wochenende. "Für viele Jugendliche ist die Umstellung von der Schule zum Beruf ein Schock", sagt auch Stadtjugendpfleger Jürgen Schmitz. "Das sind zwei Welten. Im Handwerk weht ein rauer Wind."

Hier setzen die Mentoren an. Neigt ein Auszubildender zum Schwänzen, erarbeiten sie mit ihm Strukturen, hagelt es in der Berufsschule schlechte Noten, gibt es Nachhilfe. Zudem soll der Mentor Coach in Sozialfragen sein.

Kleinbrahm und Schmitz hoffer, dass so die Zahl der Abbrecher sinkt. Bundesweit sind es etwa 20Prozent, die ihre Ausbildung nicht zu Ende führen. "In der Regel fangen sie auch keine zweite Ausbildung an", sagt Schmitz.

"Wir müssen unbedingt diesen Kreislauf von sozialer Schwäche, Bildungsarmut und geringer gesellschaftlicher Qualifikation durchbrechen." Nicht zuletzt, weil immer weniger Jugendliche in die Ausbildung drängen, die Zahl der Kandidaten aufgrund des demografischen Wandels schrumpft. "Wir dürfen keine Jugendlichen verlieren", sagt Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann. "Sonst blutet das Handwerk in der Stadt aus."

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