Dormagen: „Ich kann mich auf die Anderen verlassen“

Raphaelschule - Klettern im Hochseilgarten: Jugendliche lernen, sich gegenseitig zu vertrauen.

Dormagen. Fünf Meter über der Erde schwebt der 13-jährige Danny in der Luft im Hochseilgarten der Raphaelschule. Er hat keine Angst, denn seine Mitschüler halten das Seil, an dem er hängt, fest in ihren Händen. "Am Anfang war es schon komisch", gibt der Schüler später zu. "Ich merkte aber schnell, dass ich mich nicht fürchten muss. Ich verlasse mich auf die anderen."

Die Aktion im Hochseilgarten ist eine von vielen, die in einem so genannten Self-Konzept der Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung vor zwei Jahren entstanden ist. Self steht für Selbstwert, Erlebnis, Lernen und Fitness. Das Programm kommt besonders in den Auffangklassen zum Tragen, in denen sich Schüler befinden, die in einer der Regelschulklassen überfordert wären.

"Die meisten Jugendlichen haben schon viel Schlechtes in ihrem jungen Leben erlebt", berichtet Schulleiter Friedhelm Römer-Englert. "Viele haben Aggressionen und gehen hier erstmalig wieder dauerhaft zur Schule."

Bei den 15 Auffangschülern steht deshalb die Verhaltensänderung im Vordergrund. Bei sportlichen Aktivitäten lernen die Jugendlichen, sich gegenseitig zu vertrauen und Probleme adäquat zu lösen. "Besonders gut zeigt sich das beim Rudern: Der Fluss fließt nur in eine Richtung und lässt nicht mit sich diskutieren", erklärt Römer-Englert. "Da kommt es auf Teamarbeit und Absprache an."

So werden Kompetenzen erworben, die später im Unterricht aufgegriffen werden. Dass das Self-Konzept zum festen Bestandteil des Schulalltags geworden ist, hat die RWE-Jugendstiftung möglich gemacht. Die Raphaelschule ist eine von 15 Einrichtungen, die von der seit 1998 bestehenden Stiftung eine Förderung erhält.

120 Bewerbungen erreichten den Geschäftsführer Hans-Dieter Rüter, der früher selbst ein Heim für schwer erziehbare Kinder leitete. "Die 9000 Euro sind hier gut angelegt", meint Rüter bei seinem Besuch. Die Erfolgserlebnisse, die die Schüler im Self-Konzept haben, sind für den Schulleiter Römer-Englert besonders wichtig: "Einige haben in ihrem Leben noch nie so gute Erfahrungen machen können."

Auch Deniz, 16, und Dominik, 15, profitieren vom Lernen im Wasser: "Am Anfang sind wir noch gegen die Wand gefahren. Als wir aber alle zusammen gearbeitet haben, hat es toll geklappt."

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