Dormagen: „Die Familie ist wieder zusammen“
Neue Stolpersteine wurden verlegt. In Dormagen sind es 36.
Dormagen. "Der Nationalsozialismus mit all seinen traurigen Schicksalen ist ein Thema, das mich unheimlich interessiert und berührt", sagte Nadja Soldin. Die 20-jährige Dormagenerin ist die Patin der drei neuen Stolpersteine im Bürgersteig vor der Krefelder Straße 20. Dort lebten einst die Juden Luise, Eva und Herrmann Albert Katz, die 1939 vor den Nationalsozialisten aus Dormagen nach Chile fliehen mussten. An sie sollen die neuen Steine erinnern.
Das vierte Mitglied der Familie, Bernhard Katz, besitzt bereits seit vier Jahren einen Stolperstein in Dormagen - nun wurden alle Steine der Familie nebeneinander eingesetzt. "Jetzt ist die Familie endlich wieder zusammen", sagte Soldin, die bereits 2006 im Rahmen des Religionsunterrichts mit den Recherchearbeiten begann und bei den Vorbereitungen zu der Stolpersteinverlegung von Schülern der Realschule Hackenbroich unterstützt wurde.
Rund 50 Besucher waren anwesend, als den Bildhauer Gunter Demnig die Steine in den Bürgersteig einfügte. Nach einem kurzen Gebet legte Nadja Soldin abschließend drei weißen Rosen für "mein kleines Projekt" nieder.
"Das sind jetzt die Stolpersteine 34 bis 36 in Dormagen. Ich finde es schön, dass sich hier so viele Menschen und auch zahlreiche Jugendliche für dieses Projekt und die traurigen Schicksale der Menschen interessieren", sagte Gunter Demnig, der das Stolperstein-Projekt 1993 begann und mittlerweile schon zum sechsten Mal zu einer Verlegung in Dormagen war. Neben der Erinnerung gebe es bei den Steinen noch einen "sehr schönen Nebeneffekt", wie der Künstler sagte: "Jeder, der lesen möchte, was auf den Steinen geschrieben steht, muss sich vor den kleinen Denkmälern der NS-Opfer verneigen."
Bislang sind über 24000 der Gedenksteine in zahlreichen Ländern verteilt. "Es können gar nicht genug der Steine in der Welt verlegt sein. An die schreckliche NS-Zeit kann nicht oft genug erinnert werden", sind sich Demnig und Soldin einig.
