„Die Brücke“ ist ein zweites Zuhause für Demenzerkrankte

In der Tagespflegeeinrichtung werden 15 Menschen betreut.

„Die Brücke“ ist ein zweites Zuhause für Demenzerkrankte
Foto: Tinter

Kaarst. Die Zahl 18 schmückt an diesem Morgen die Räume der Tagespflegeeinrichtung „Die Brücke“. Das ist kein Zahlendreher angesichts der älteren Gäste, sondern Ben Görtzen — der dort sein Freiwilliges Soziales Jahr leistet — feiert den Eintritt ins Erwachsenenleben. Stilecht mit Ständchen, Sekt, guten Wünschen und Ratschlägen seiner lebenserfahrenen Schützlinge wie: „Wählen, aber die richtige Partei“ und „Tun, was ihm Freude macht“.

Ben Görtzen ist seit ein paar Monaten in der „Brücke“ tätig. Die Betreuung der Gäste macht ihm großen Spaß, und er kann sich eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger vorstellen. In den hellen und mit Sofas und Kuscheltieren gemütlich gestalteten Räumen werden seit dem 10. Oktober 2016 insgesamt 15 meistens dementiell erkrankte Menschen von 7.30 bis 17 Uhr betreut. Manche kommen an fünf Tagen pro Woche, andere weniger. „Wir sind sehr gut ausgelastet“, betont Pflegedienstleiterin Sabine Wünschmann-Hages.

Bis zu neun Fachkräfte kümmern sich um die Gäste und möchten dabei vor allem eine familiäre Atmosphäre vermitteln. „Die Menschen nehmen an unserem Leben teil und wir an ihrem — wir teilen Freud und Leid miteinander“, sagt Barbara Rieck, die Leiterin der „Brücke“. Wie in einer großen Familie erzähle jeder von sich und seinen großen und kleinen Sorgen. Geburtstage werden gemeinsam gefeiert, aber auch bei traurigen Anlässen bleibt niemand allein. Dieses Gemeinschaftskonzept spiegelt auch die grundsätzlich von Gästen und Mitarbeitern zusammen eingenommenen Mahlzeiten wider. Bei der Gestaltung des Essensplans hat ebenfalls jeder ein Mitspracherecht, wobei saisonale Produkte im Vordergrund stehen. Gewünscht wird überwiegend deftige Hausmannskost.

Bei der Zubereitung helfen viele Gäste gerne mit — die Herren schäkern dabei auch schon mal mit der Köchin, berichtet Sabine Wünschmann-Hages augenzwinkernd. Angebote wie Singen, Gymnastik, Gedächtnistraining und Spaziergänge runden den Tag ab. Einmal monatlich entführt der Ausflugstag bis zu fünf Gäste in die Umgebung. „Das kann ein Schaufensterbummel mit Kaffeetrinken im Rheinpark-Center oder der Besuch auf dem Kaarster Wochenmarkt sein“, erklärt die Pflegedienstleiterin.

Manchmal bringen Mitarbeiterinnen ihre Kinder oder Hunde mit. Die Tagespflege fördere laut Barbara Rieck die Aktivität und verhelfe so zu der Möglichkeit, länger in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Die Entlastung der Angehörigen sei ein weiterer wichtiger Punkt. „Wir nehmen ihnen das Gefühl, dass sie ihren Ehepartner oder Verwandten abschieben“, so Wünschmann-Hages. Sie möchte mehr darüber aufklären, welche Ansprüche auf Hilfe bestehen, da darüber oft Unklarheit herrsche.

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