Der Freithof wird zum Ritterlager

Beim Mittelaltermarkt rund um St. Quirin gehen die Besucher auf Zeitreise.

Neuss. Die Ritterschaft zu Kalios ist nach Neuss gekommen und hat mehrere Zelte bezogen. In einem der Zelte wird genäht und gewebt, in einem anderen liegen die schweren Ritterrüstungen. Diese Szene steht in keinem Geschichtsbuch, sondern spielt am Wochenende auf dem Mittelaltermarkt rund um St. Quirin, Freithof und Markt.

Zum dritten Mal veranstaltete Neuss Marketing den Markt, der vor allem bei den Kindern gut ankommt: Immer wieder wollen sie die Rüstungen der Ritterschaft von Kalios anziehen. So wie Lukas (7). Nachdem er bereits den Brustpanzer und den Helm anprobiert hat, will er unbedingt noch mit dem Sauspieß und der Standarte fotografiert werden. „Ich finde die Ritter toll, denn sie schossen mit brennenden Pfeilen.“ Während Lukas die Rüstung anprobiert, ertönt von überall her Musik: Gruppen wie Abinferis, Luscinia Obscura oder Felapit, spielen mit Sackpfeifen, Fellhölzern, Drehleiern oder Rauschpfeifen und sorgen für Stimmung.

„Ich finde es toll, dass es hier so viele als Ritter, Burgfräulein oder in anderen mittelalterlichen Kostümen verkleidete Menschen gibt“, sagt Patrice (8), der aus Thüringen zu Besuch bei seinen Verwandten in Neuss ist. Auch Jona (9) ist vom Markt begeistert. In ihrem Überwurf sieht sie schon selbst aus wie ein edles Burgfräulein. Hätte sie die Wahl, wäre sie im Mittelalter aber lieber ein edler Ritter gewesen. „Die hatten sicher viel Spaß bei den vielen Ritterturnieren“, meint sie, obwohl sie auch gehört hat, dass es bei den Rittern ganz schön brutal zuging.

Viele Neusser lassen sich von den schlechten Wettervorhersagen nicht abhalten und gehen auf Zeitreise: Neben Verkaufsständen, die Kleider für die edle Dame oder kleine Burgfräuleins anboten, gibt es für große und kleine Ritter Accessoires in allen Formen: vom Ritterhelm aus Holz bis hin zu Schwertern, Dolch und Standarten aus Edelmetall.

Kulinarisches gibt es in der Klosterdestille: Hier können sich die Besucher mit Hochprozentigem wie Whiskey, Likör, Absinth oder mit Fruchtessig und Honig eindecken. An anderen Ständen gibt es auch einige Kuriositäten: Ein „Giftmischer“ verkauft in kleinen Holzkästchen Räucherstäbchen, Tonkabohnen, Munotaurus oder Weihrauch in den Aromen Curry, Nelken oder Hyazinthen.

An einem anderen Stand gibt es aus Knochen geschnitzte Figuren als Anhänger zu kaufen oder auch Eulen- und Adlerfüße am Lederband. Vor allem die Jüngeren haben besondere Freude am Mäuseroulette. Eine blondes Fräulein lädt Kinder dazu ein, einen Taler auf das Häuschen zu legen, in das die Maus Lucretia, die schon die ganze Welt umrundet hat, wohl als Erstes hineinläuft. Als Belohnung dürfen sich die Kinder am Ende einen „Edelstein“ aus dem Mäuseschatz nehmen. Der Gewinner, der das richtige Häuschen geraten hat, kann zusätzlich noch ein kleines Spielzeug aussuchen. Mia und ihre Schwester Greta sind sehr vom Stand des „Tapferen Schreiberlein“ angetan. Dort widmet sich Susanne Ulmkes der Kalligraphie. Während sie für Mia und Greta wunderschöne Namenskärtchen zeichnet, erzählt sie vom Alltag der Mönche, die in Klöstern für die Anfertigung von Urkunden zuständig waren. „Ich bin immer wieder überrascht, welche Freude den Kindern das bereitet“, sagt Ulmke.

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