Den Kriegstoten ein Gesicht geben

Schülergruppe des MCG sucht Spuren des 1. Weltkriegs auch in Verdun.

Den Kriegstoten ein Gesicht geben
Foto: Jens Metzdorf

Neuss. Max Arthur Jacob und Wilhelm Moll waren noch junge Männer, als sie im Ersten Weltkrieg fielen. In den Neusser Sterberegistern findet sich ihre Spur, anhand des Todesortes und der Einsätze ihrer Regimenter lässt sich nachvollziehen, in welchen Schlachten sie kämpfen mussten. Anna Zipse (17) und Philipp Häming (16) haben jetzt zweien der vielen Neusser Toten des Weltkriegs ein Gesicht gegeben, wie sie selbst sagen.

Den Kriegstoten ein Gesicht geben
Foto: Marc Ingel

Der Geschichts-Projektkurs der Jahrgangsstufe 11 des Marie-Curie-Gymnasiums behandelt das Thema Erster Weltkrieg in einer monatelangen Unterrichtseinheit. Ein Bestandteil sind die Biografien, die Schüler mit Hilfe des Stadtarchivs erstellen. Die Namen haben sie „abgeschrieben“: Vom Gedenkbuch in St. Quirin etwa oder vom Gedenkfenster der Christuskirche.

Im Stadtarchiv forschten Anna Zipse, Philipp Häming und die anderen weiter, entzifferten die Sütterlinschrift der Standesbeamten, erhielten Hinweise von Archivleiter Jens Metzdorf, wo sie weiter suchen konnten. „Plötzlich hatte man eine Verbindung zu den Toten“, sagt Philipp Häming: zu Menschen, kaum älter als sie selbst, der eine ein Tagelöhner, der andere Müllkutscher.

Viele der Neusser Toten starben bei Verdun. Gut vorbereitet fuhr der Geschichtskurs jetzt, begleitet von Archivdirektor Jens Metzdorf und unterstützt von der Konrad-Adenauer-Stiftung, zu dem Ort, der für das Grauen des Krieges steht wie kein anderer. Vier Tage besichtigten die Jugendlichen Festungsüberreste und Schützengräben, hörten Referate, tauschten sich mit französischen Schülern aus und gingen über die früheren Schlachtfelder.

„Oft war es wirklich ein Schock“, sagt Anna Zipse. Die Enge in den Schützengräben, die Vorstellung, dass dort für einen Raumgewinn von 200 Metern Tausende ihr Leben ließen, eine Ahnung von der Angst im Dauerbeschuss: „Das alles werde ich nie vergessen“, bekennt die Schülerin. Und Philipp Häming ergänzt, jetzt sei es sehr viel besser vorstellbar, dass ein Soldatenfriedhof mit vielen tausend Kreuzen für das Leid vieler tausend Einzelner stehe.

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