Das Projekt Wendersplatz

Der Entwickler Kölbl Kruse plant ein großes Bürogebäude — vielleicht für die Creditreform.

Neuss. Diese Bilder mussten erst einmal verkraftet werden: Ein mächtiger Baukörper in Y-Form erhebt sich aufgeständert 25 Meter hoch auf dem hinteren Teil des Wendersplatzes. Ein klares, prägendes Bürogebäude mit etwa 20 000 Quadratmetern Butto-Geschossfläche präsentierte Architekt Jürgen Bahl für den Projektentwicker Kölbl Kruse den Mitgliedern des Planungsausschusses. Erstmals wurde das Projekt vorgestellt, für das dann nach kontroverser Diskussion der Grundsatzbeschluss gefasst wurde: mit den Stimmen von CDU und FDP, bei Enthaltung der SPD, gegen die restliche Opposition.

Das Gelände, das der städtischen Stadthafen GmbH gehört, ist ein möglicher neuer Standort für die Creditreform, die wegen des Auslaufens ihres Mietvertrages im Hammfeld diverse Möglichkeiten prüft. Eine Option ist ein Neubau auf dem Wendersplatz. Der Geschäftsführer von Kölbl Kruse, Michael Finck, machte allerdings klar, dass dies nur eine, wenn auch die bevorzugte Variante für den Projektentwickler ist.

Der hat bereits mit der Stadthafen GmbH eine Exklusivitätsvereinbarung geschlossen: Ein Jahr lang kann er planen und entwickeln, die Stadt wird das Areal in dieser Zeit anderen nicht anbieten.

Im Ausschuss schlugen die Wogen hoch. Jürgen Bahl hatte zunächst die ersten Planungen vorgestellt und betont, es handele sich hier um einen Solitär auf einem „sehr schönen Platz“. Die Pläne entsprechen den Grenzen des alten Bebauungsplans, der Ende der 90er Jahre für das Kreishaus aufgestellt worden war. Die Bäume bleiben erhalten, ebenso die Gleisanlage für die Hafen-Eisenbahn.

Allerdings fällt Parkraum weg: Von den 218 Plätzen im Mittelfeld blieben 130 übrig. Für die Nutzer des Gebäudes sehen die Planungen eine Tiefgarage mit 115 Plätzen vor. Ein möglicher Mieter Creditreform käme mit 500 Arbeitsplätzen.

Um die Parkplatzfrage, um ohnehin vorhandenen Leerstand bei Büroimmobilien, aber auch um die städtebauliche Entwicklung an dieser Stelle entwickelte sich eine angeregte Diskussion. War der Baukörper den einen zu groß, hieß es von der anderen Seite „think big“. Michael Fink jedenfalls konstatierte: „Kleiner geht’s nicht.“

Uneinig waren sich die Politiker über das Verfahren. Allgemein waren sie von einer Angebotsplanung für die Creditreform ausgegangen. Dass dies nur eine erwünschte Option ist, irritierte vor allem die Opposition. Andreas Galland betonte für die Verwaltung, die Creditreform brauche jetzt ein Signal aus der Politik, zudem bedeute der Grundsatzbeschluss noch keine Festlegung. Achim Rohde (FDP) fasste zusammen: „Das ist jetzt eine Legitimationsgrundlage für den Planer. Wenn wir den Beschluss nicht treffen, haben wir bei der Creditreform doch schon verloren.“

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