Neuss Gastronomen haben Zukunftsangst

Neuss. · Leere Tische bei Neusser Gastronomen. Viele würden lieber ganz schließen.

 Heike Leusch, Inhaberin des Restaurants Lonnes & Leusch hat Tische entfernt, um den Sicherheitsabstand der Gäste zu gewährleisten.

Heike Leusch, Inhaberin des Restaurants Lonnes & Leusch hat Tische entfernt, um den Sicherheitsabstand der Gäste zu gewährleisten.

Foto: Ja/Andreas Woitschützke

Bei den derzeit frühlingshaften Temperaturen sollten sie eigentlich aus allen Nähten platzen – stattdessen kämpfen in Neuss Restaurants und Cafés ums blanke Überleben. „Es kommt fast niemand. Ich habe Umsatzeinbußen von rund 95 Prozent“, sagt Hajdar Rexhaj, Chef vom „Café Extrablatt“ auf dem Markt. Er würde viel lieber ganz schließen, als nur für wenige Stunden am Tag geöffnet zu haben. „So muss ich Personal und Strom bezahlen, auch wenn ich keine Gäste habe“, sagt der Gastronom. Die Ungewissheit über die Dauer der Situation belaste ihn momentan am meisten.

Auch im Drusushof an der Erftstraße ist derzeit um 15 Uhr Schluss. Die neue Regelung hält Pächter Alexander Bliersbach ebenfalls für wenig sinnvoll: „Es ist eine Quälerei.“ Dass Betriebe auf der Strecke bleiben werden, damit sei fest zu rechnen.

Karsten Lorenz vom „Café Eigenart“ an der Krämerstraße ist froh, dass das Hin und Her für ihn am Mittwoch endlich ein Ende genommen hat. Da er „nur“ ein Café hat und somit nicht als Grundversorger gilt, konnte er komplett zumachen. „Auf der einen Seite ist es natürlich sehr schade, aber der tägliche Kontakt zu den Menschen im Café war nicht ungefährlich“, sagt er.

Um irgendwie Einnahmen zu generieren, hat Christos Tatsios, Chef des Restaurant „Plokami“, seine Öffnungszeiten angepasst und öffnet bereits um 8 Uhr. „Ich biete jetzt auch Frühstück an“, sagt er. Dass er überhaupt öffnen soll, bezeichnet der Gastronom als „Schwachsinn“. Momentan wisse er nicht, wie es weitergeht. „Ich kann nicht sagen, ob ich Unterstützung vom Staat bekommen werde, es ist heftig.“

Corona-Testcenter weitet
seine Kapazitäten aus

Dyamiel Meghaoui, Chef der „Hobbyküche“, hat eine kreative Lösung gefunden. Um Einnahmen generieren zu können, beliefert er unter anderem Büros und körperlich eingeschränkte Senioren mit Essen.

Bereits am Dienstag waren Mitarbeiter des Ordnungsamtes losgeschickt worden, um zu kontrollieren, ob sich die Gastronomen an die neuen, von der Landesregierung vorgegebenen Öffnungszeiten halten. Zudem hat die Stadt am Mittwoch die Schließung von sämtlichen Einrichtungen verfügt, die nicht der Grundversorgung dienen. Weiterhin geöffnet bleiben der Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau- und Gartenbaumärkte sowie Tierbedarfshandlungen und der Großhandel.

Im Corona-Testcenter in der Neusser Nordstadt wurden derweil die Kapazitäten ausgeweitet, wie die Stadt mitteilte. Im Kampf gegen das Coronavirus steigt die Zahl der wöchentlich möglichen Tests von anfänglich geplanten 32 auf nun 624. Zudem werden die Öffnungszeiten mit jetzt 26 Stunden mehr als verdreifacht. Durch die optimierten Abläufe bei der Abstrich-Entnahme kann auch die sogenannte Taktzeit erhöht werden. Dank eines neuen Personalansatzes können jetzt alle fünf Minuten zwei Patienten eingeladen werden.

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