CDU will Kinder aus Armut holen

Ein Landesförderprogramm finanziert ein Projekt, dass die Lücke zwischen Eltern und Hilfsangeboten schließen soll.

CDU will Kinder aus Armut holen
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Neuss. Knapp 6000 Arbeitslose leben in Neuss (Stand März 2018). Hinzu kommen Menschen, die unter anderem mit „Hilfe zum Lebensunterhalt“ von der Stadt unterstützt werden, weil sie schlichtweg mit dem Geld nicht auskommen. Leidtragende dieser Armut sind in vielen Fällen auch Kinder. Kein Mittagessen oder kein Geld für den Schulausflug können Folgen sein. In Neusser Stadtteilen, die besonders von Kinderarmut betroffen sind, will die CDU jetzt „Kümmerer“ einsetzen, die auf Kinder und Familien zugehen und ihnen Brücken zu bestehenden Hilfsangeboten bauen.

Möglich wird das durch das Programm „Zusammen im Quartier — Kinder stärken — Zukunft sichern“. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW übernimmt dafür bis zu 90 Prozent der Kosten und stellt dafür jährlich bis zu acht Millionen Euro zur Verfügung. Ein Teil davon soll nach Neuss fließen.

„In den letzten fünf Jahren ist der Anteil der Sozialleistungsbezieher bei Minderjährigen mehr als doppelt so stark gestiegen wie bei der Bevölkerung insgesamt. Jeder fünfte Minderjährige in NRW ist auf Sozialleistungen angewiesen“, sagt der Neusser Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings (CDU). „Bisherige Programme wie ,Kein Kind zurücklassen‘ sind offenkundig gescheitert. Sie haben viel Bürokratie verursacht, aber nicht die gewünschte Wirkung erzielt.“

Für junge Menschen werde es immer schwieriger, sich aus prekären Lebensverhältnissen zu befreien. Es drohe eine Verfestigung der Armut über Generationen hinweg. Dagegen soll der Einsatz von „Kümmerern“ helfen. „Wir haben bereits ein breit aufgestelltes und sehr differenziertes Hilfesystem“, sagt der CDU-Jugendpolitiker Thomas Kaumanns: „Doch oft finden diese Hilfen und die Hilfebedürftigen nicht zueinander. Genau an dieser Stelle wollen wir ansetzen.“ Früher habe es zum Beispiel Gemeindeschwestern gegeben, die genau dies getan hätten. Nun könnten die „Kümmerer“ bestehende Angebote in Stadtteilzentren ergänzen.

Jörg Geerlings, CDU

Eine Idee, die Franz Beering-Katthagen, Geschäftsführer des Sozialdienstes Katholischer Männer in Neuss, grundsätzlich befürwortet. „Kinderarmut ist in Neuss definitiv ein Thema. Da muss man jeden Strohhalm nehmen, der angeboten wird.“ Beering-Katthagen nennt auch ein konkretes Beispiel, wo massive Probleme auftreten: „In der Offenen Ganztagsschule in Erfttal haben wir im Moment 6000 Euro Rückstand allein an Essensgeld.“ Das Essen für die Kinder werde zwar aus anderen Töpfen mitfinanziert, dies könne aber keine Dauerlösung sein. Die von der CDU aufgegriffenen „Kümmerer“ könnten zum Beispiel das Gespräch mit den davon betroffenen Familien suchen.

In der nächsten Sitzung des Stadtrates will die CDU den Einsatz von „Kümmerern“ zur Abstimmung stellen. Ergänzend schlägt sie vor, auch Ehrenamtliche für diese Arbeit zu gewinnen.

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