Bürger werfen Stadt Manipulation vor

Beim Workshop zur Gestaltung des Platzes der Deutschen Einheit sollen Vorschläge von vorneherein abgewiegelt worden sein.

Bürger werfen Stadt Manipulation vor
Foto: Salzburg

Grevenbroich. „Keine Denkverbote“ solle es geben — so lautete die Ansage der Stadt Grevenbroich im Vorfeld des Bürgerworkshops zur künftigen Gestaltung des Platzes der Deutschen Einheit. Die Bürger sollten aktiv ihre Ideen und Meinungen einbringen können, aus den gesammelten Stimmen würden dann anschließend von Stadt und der Aachener Planungsgruppe MWM Konzepte und Lösungen entwickelt.

Als Anwohner des Platzes nahmen auch Caroline Uhle-Kilian und ihr Mann Ralf an dem Workshop vor rund zwei Wochen im Bernardussaal teil. Und sie berichten durchaus von Denkverboten. „An jedem Tisch saßen Vertreter der Verantwortlichen von Stadt und Planungsgruppe, die versucht haben, das Gespräch in eine gewünschte Richtung zu lenken“, sagt Uhle-Kilian. Missliebige Meinungen seien diskreditiert und willkommene Beiträge von Bürgern sehr wohlwollend kommentiert worden. „Auch vom Moderator der Veranstaltung wurde manipulativ Einfluss auf die Anwesenden genommen.“ Die 58-Jährige glaubt daher, dass die Stadt sehr wohl bereits ein Konzept in der Hinterhand habe. „Man wollte die Teilnehmer für seine Zwecke instrumentalisieren. Daher war der Workshop eine Farce.“

Der Beigeordnete Florian Herpel findet es derweil schade, dass die Veranstaltung von einigen als manipulativ empfunden wurde. „Wir haben dort ergebnisoffen Meinungen in ganzer Bandbreite gesammelt. Von kompletter Zustimmung bis hin zu totaler Ablehnung einer baulichen Veränderung.“ Den Vorwurf, Stadt und Planungsgruppe seien bereits mit fertigen Konzepten in den Workshop gegangen, weist er zurück. „Es gibt keinerlei Vorgaben an das Planungsbüro — nur die, dass eine Umgestaltung vorgenommen werden muss. Nun werden wir Konzepte erstellen, in denen die Bürgerwünsche berücksichtigt werden.“

Das Ehepaar Uhle-Kilian und weitere Anwohner wünschen sich allerdings, dass alles so bleibt, wie es ist. „Wir wollen, dass es baulich so bleibt, wie es ist. Man muss es den Drogenkranken ja nicht noch schöner machen. Das ist ein soziales Problem, kein infrastrukturelles.“ Sie finden ihre Meinung aber nicht ausreichend berücksichtigt, denn: Wenn man ergebnisoffen diskutieren will, dann dürfe es im Vorfeld keine Vorgaben geben, dass eine Umgestaltung vorgenommen werden müsse. Zumal auch die Frage nach den für die Anlieger entstehenden Kosten nicht beantwortet worden sei. „Alle, die hier wohnen, werden Schwierigkeiten haben, das Geld aufzubringen. Aber keiner konnte uns sagen, welche Kosten auf uns zukommen“, sagt Caroline Uhle-Kilian.

Herpel betont, dass die Kosten noch gar nicht feststehen würden. „Es war nach dem Innenstadtentwicklungskonzept von Beginn an klar, dass auch die Anlieger an den Kosten beteiligt werden. So lange aber noch keine Pläne stehen und es kein Konzept gibt, können wir auch keine Kosten benennen.“

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