Bürger machen gegen L 361n mobil

Die Facebook-Gruppe „Nein zur L 361n“ hat regen Zulauf - und Ideen.

Bürger machen gegen L 361n mobil
Foto: Wilp

Grevenbroich. Mit einem solchen Erfolg hat Janine Heinze (33) nicht gerechnet. Knapp eine Woche nach der Gründung ist ihre Facebook-Gruppe „Nein zur L 361n“ schon auf mehr als 700 Mitglieder angestiegen. Die wehren sich im Netzwerk gegen den Bau der Umgehungsstraße, bringen aber auch Alternativen ins Gespräch — etwa die Westumgehung 2.0. „Unser Ziel ist, die Bürger in Wevelinghoven und Kapellen vom Verkehr zu entlasten“, so Heinze. „Aber ohne die Zerstörung der Natur.“

Die Mehrheit des Stadtrates unterstützt den Bau der L 361n, der Rhein-Kreis hat sich bereit erklärt, die Planung für dieses Projekt federführend zu begleiten — und es gibt Politiker, die 2020 schon die Bagger anrollen sehen. Janine Heinze, die mit ihrer Familie in unmittelbarer Nähe der geplanten Trasse lebt, betrachtet diese Entwicklung mit Skepsis.

Nicht nur dagegen sein, sondern andere Möglichkeiten aufzeigen, sei das Motto des Netzwerks. So hat die Gruppe eine Liste mit Maßnahmen zusammengestellt, von der sie sich eine schnelle Entlastung verspricht. Die Vorschläge reichen von Tempo 50 (statt 70) zwischen Kapellen und Wevelinghoven über die Installation von Geschwindigkeitsanzeigen bis zu einem Lkw-Verbot. Zentrale Forderung ist aber die Westtangente 2.0. Unterstützt von der Bürgerinitiative „Rettet die Erftaue“, greifen Heinze und ihre Mitstreiter die sogenannte „Variante VII“ auf, die vor Jahren als alternative Ortsumgehung vorgeschlagen wurde, dann aber in der Versenkung verschwand.

Die auf dieser Basis von „Nein zur L 361n“ konzipierte Westtangente 2.0 sieht eine Spange um Noithausen vor, die von der Kreisstraße 10 abgeht, die Bahnlinie unterquert und in die Kreisstraße 40 in der Nähe von Real mündet.

Janine Heinze, Gründerin der Facebook-Gruppe

Jenseits der Bahnlinie soll ein Abzweig geschaffen werden, der Richtung Kapellen führt und an den Kreisverkehr „Auf den Hundert Morgen“ anschließen soll. „Diese Alternative bietet nicht nur eine Entlastung für Kapellen, sondern auch für Hemmerden und Noithausen“, sagt Claus Schäfer (53) von der UWG, der zu den Mitgliedern der Facebook-Gruppe zählt.

Weitere Vorteile: Mit der Westtangente 2.0 könnte — mit Blick auf wachsende Fahrgastzahlen — ein neuer Bahnhaltepunkt bei Noithausen geschaffen werden, zudem biete die Straße für die Kapellener und Wevelinghovener eine direkte Verbindung zur City. Und: „Der Tribünenweg, über den jährlich die Kröten wandern, könnte geschlossen und renaturiert werden“, so Schäfer. Das trage auch zum Ausgleich des Flächenverlustes bei, der durch die Westtangente 2.0 entstehe. Vor allen Dingen dürfte diese Alternative wesentlich preiswerter als die geplante Umgehung sein, meint Lothar Rübsam (76), Vorsitzender von „Rettet die Erftaue“. Er zweifele daran, dass sich die L 361n für „nur“ 20 Millionen Euro realisieren lasse.

„Die Stadt muss sich für Alternativen öffnen“, sagt Janine Heinze. „Es muss zu einem Umdenken kommen.“ Dafür wollen sich die Mitglieder der Facebook-Gruppe stark machen — mit Petitionen und Protestaktionen. Und sie werden wahrgenommen. Bürgermeister Klaus Krützen hat sich bereits zu einem Gesprächstermin angekündigt.

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