Bündnis in Neuss: Wie Frauen im Berufsleben zu halten sind

Die Aktion „Zukunftsorientierte Unternehmen am Mittleren Niederrhein“ setzt auf familienfreundliche Strukturen.

Neuss. Dass Familienpolitik weit mehr ist als bloßes "Gedöns", hat sich mittlerweile nicht nur in der Regierung herumgesprochen. "Der demographische Wandel und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine unternehmerische Herausforderung", sagte auch Johannes-Wilhelm Schmitz, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Mönchengladbach, Dienstag bei der Auftaktveranstaltung für das Bündnis "Zukunftsorientierte Unternehmen am Mittleren Niederrhein". Gastgeber war das Technologieunternehmen 3M mit Deutschlandzentrale in Neuss, das eine familienorientierte Personalpolitik schon seit Jahren als unternehmenskulturelle Leitlinie festgeschrieben hat. Eine so genanntes "Work-Life-Balance"-Konzept und 25 verschiedene Arbeitszeitmodelle sind hier die Schlüssel zum Erfolg, der sich nach Unternehmensangaben auch in Zahlen ausdrückt. Die Arbeitsagenturen Krefeld und Mönchengladbach wollen mit ihrem Netzwerk erreichen, dass sich noch mehr Arbeitgeber aus der regionalen Wirtschaft vernetzen, um gemeinsam einen "Markt der Möglichkeiten" zu schaffen, der hochqualifizierten Frauen im Berufsleben halten kann. "Denn aktuelle Untersuchungen zeigen, je familienfreundlicher die Arbeitswelt ist, desto positiver sind die Auswirkungen auf Wachstum, Beschäftigung und öffentliche Haushalte - und damit auf die Region", erläuterte die Beauftragte für Chancengleichheit der Arbeitsagentur Krefeld. Viermal im Jahr sollen dazu Treffen veranstaltet und ein Newsletter veröffentlicht werden.

Schmidt fordert mehr Flexibilität von den Gewerkschaften

Die ehemalige Bundesfamilienministerin und Gastrednerin Renate Schmidt forderte ebenfalls mehr Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. Dabei ging sie nicht nur mit den Arbeitgebern, sondern auch den Gewerkschaften ins Gericht: "Teilzeitbeschäftigung und flexible Arbeitszeiten waren zu lange des Teufels, Arbeiten zu Hause Ausbeutung. Ich wünsche mir mehr Unterstützung für solche Arbeitsformen." Mehr Weitblick sei auch von den Unternehmern gefordert. Sie müssten begreifen, dass für qualifizierte Mitarbeiter in Zukunft bei der Wahl des Arbeitsplatzes familienfreundliche Rahmenbedingungen immer wichtiger würden. "Wer die Mitarbeiter halten will, der muss ihnen auch etwas bieten", appellierte Schmidt.

Dass sich eine solche Denkweise auch wirtschaftlich lohnt, betonte 3M-Personalchefin Anne-Marie Berndt: "Unsere Konzepte sorgen mittlerweile für Einsparungen in Millionenhöhe."

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