Biwak in Neuss: Ein Flintenweib und Altbier in Mengen

An Münsterplatz und Landestheater legten die Schützen für die Parade vor.

Neuss. Am Tag nach der Königsparade ist es Zeit für die beiden großen Biwaks: Traditionsgemäß wandelte sich der Münsterplatz in ein gepflegtes Verköstigungslager, und auch am Rheinischen Landestheater standen Tische, Stühle, eine kleine Bühne und reichlich Bier für die Schützen bereit.

Drei kurze Ansprachen, eine Kernaussage an der Oberstraße: Es gibt keinen Ärger zwischen Schützen und Theaterleuten, gemeinsam gestalte man das Kulturleben in der Stadt. Nach erneutem Aufflackern des ZuschussStreits - die Stadt hat bekanntlich überall, auch beim Landestheater, Zuschüsse gekürzt, nicht aber bei den Schützen -, betonten gestern Schützenpräsident Thomas Nickel ebenso wie RLT-Intendantin Ulrike Schanko und Karlhans Pfleiderer für den Theater-Förderverein das Miteinander. Es gelte, so Pfleiderer, einen "gefährlichen Riss in der Brauchtums- und Theaterkultur zu überwinden". Gestern zumindest sah es ganz danach aus. Bis auf den letzten Platz waren die Stühle beim beliebten Biwak besetzt, das Königspaar hatte seinen Spaß, und die Intendantin zapfte Bier ohne Unterlass.

Den Schützengästen präsentierte das Ensemble zwar keine Schützenkönigin, aber doch eine selbstbewusste Schützin: Das Flintenweib Annie (aus dem Musical Annie get your Gun) zeigte in Begleitung ihrer männlichen Kollegen dem Publikum schwungvoll, wie es ist, wenn die Frau besser schießt (und trifft) als der Mann. Die Gäste nahmen’s mit Humor und machten sich daran, 400 Liter Bier zu vertilgen.

Eine Menge, über die die Gäste am Münsterplatz vermutlich nur müde lächelten. "Hier werden heute rund 1500 Liter Alt weggehen", schätzte Christian Feldbinder, Organisator des Biwaks, das seit 28 Jahren traditionell von der Volksbank veranstaltet wird. Seit 5 Uhr morgens hatten Helfer Tische und Bänke für die rund 1200 geladenen Schützen zurechtgerückt, die dann auch allesamt an der Altbier-Verwertung arbeiteten. "Das ist einfach immer schön hier", schwärmte Oberleutnant Horst Faller von den Grenadieren. "Hier trifft man jedes Jahr nette Leute, bevor es dann am Nachmittag zur nächsten Parade geht."

Und während man sich schützengetreu auf eben diese vorbereitete, wurde in den einzelnen Zügen spekuliert, wer heute wohl zum Königsschießen antreten werde. Zwei Kandidaten mindestens, so munkelten die Schützen, wollen den Vogel ins Visier nehmen. Natürlich nur hinter vorgehaltener Hand wurde Jochen Kirschbaum genannt, der bereits im vergangenen Jahr geschossen hat. Und auch der Name Dvorak tauchte mehrfach auf. Aber wer weiß? Es heißt warten bis heute Abend. Das Königsvogelschießen beginnt um 18 Uhr.

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