Begrünte Flächen sollen die Stadt im Sommer abkühlen

Pflanzen und Wasserflächen sollen in Neubaugebieten für eine gute Durchlüftung und Abkühlung sorgen.

Neuss. Die südliche Furth ist für Peter Hilgers vom Umweltamt ein Paradebeispiel für klimafreundliches Bauen. „Obwohl dort in den vergangenen Jahren sehr viele Wohnungen entstanden sind, ist das Viertel sehr stark durchgrünt, hat auch kleine Bäche oder Wasserrinnen“, lobt er. Das sehe nicht nur schön aus, sondern habe auch noch einen höheren Zweck: die Innenstadt mit Frischluft zu versorgen und ein Aufheizen im Sommer zu verhindern.

Denn die Stadt geht davon aus, dass die Durchschnittstemperatur aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten deutlich steigen wird — eine Belastung für Kinder und ältere Menschen. Die Ruhruni Bochum untersucht zurzeit bei einer Studie in Neuss, wie sich Boden, Wasser und Pflanzen auf die Lufttemperaturen auswirken. Klar ist den Wissenschaftlern zufolge schon jetzt, dass Parks, Fassaden- und Dachbegrünung zu einem besseren Klima beitragen. „Seit Mitte der 90er-Jahre gibt es bei Neubauten mit Flachdächern und großen Fassaden Auflagen für die Bauherren zur Begrünung“, berichtet Hilgers. So müssten neue Wohngebiete mit Flachdächern zu mindestens 50 Prozent „extensiv begrünt“ werden. „Das heißt, es werden trockenheitsverträgliche Gräser und Dickblattpflanzen gesetzt — Gewächse, die man aus einem Steingarten kennt.“ Ein Beispiel hierfür sei das Dach der Realschule Holzheim.

Bei neuen, nicht überbauten Tiefgaragen sei eine „intensive Begrünung“ vorgeschrieben. „Das ist auf den Garagendächern in den Neubaugebieten in Meertal zu sehen“, sagt der Umweltamts-Mitarbeiter. Auf bis zu 60 Zentimeter dickes Bodensubstrat würden niedrigwüchsige Pflanzen gesetzt. Auch im Rathauskomplex seien mehrere kleine Dächer begrünt. „Sie müssen eigentlich nie gepflegt werden — außer, es kommen Bäume oder größere Sträucher hoch.“ Grundsätzlich könnten alle größeren Baugebiete Wärmeinseln bilden, die es zu vermeiden gelte. „In der Innenstadt gibt es viel historisch gewachsene Begrünung in den Innenhöfen. Da wurde viel mit Kletterrosen gearbeitet.“

Die Wahl der richtigen Pflanze sei wichtig, weiß Frank Lubig, Chef der Neusser Bauverein AG. „Die Fassade darf ja nicht kaputt gehen“, sagt er. Man setze deshalb lieber auf die Dachbegrünung und auf Grünflächen am Boden. „In das Neubaugebiet an der Hülchrather Straße in Weckhoven kommt — wie auf der südlichen Furth — eine Wasserachse mit Pflanzen und Bäumen. Und in Weißenberg, Am Kotthauserweg, wollen wir einen Schrebergarten für die Nachbarn anlegen.“ Die Begrünung komme bei den Mietern gut an. „Waren Erdgeschosswohnungen vor Jahren noch unbeliebt, möchten viele Leute heute einen Garten oder eine Terrasse haben“, sagt Lubig.

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