Ausstellung in Grevenbroicher Galerie

Das Projekt „Büro Gregor Samsa“ ist bis zum 27. Mai in der Galerie Dielämmer zu sehen.

Grevenbroich. Nicht eingeladen, sondern vorgeladen waren die Besucher der Galerie Judith Dielämmer. Eröffnet wurde das "Büro Gregor Samsa", ein Ausstellungsprojekt des Künstlers Jan Beumelburg. Der Titel liest sich ungemütlich, schließlich verwandelte sich Gregor Samsa über Nacht in einen riesigen Käfer, nachzulesen bei Franz Kafka.

In Krabbeltiere verwandeln sich auch die Schwämme, Bürsten und Geldbörsen, wenn sie Jan Beumelburg in die Hände fallen. Mit Insektenbeinchen versehen, arrangiert er sie wie eine botanische Sammlung in Schaukästen.

Überraschende Verwandlungen von vertrauten Dingen sind Beumelburgs Spezialität, ebenso gern ironisiert er hochwichtige Verwaltungsakte. 1965 geboren, studierte Jan Beumelburg an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig. Seit 1994 lebt und arbeitet er in Brandenburg, seit 1998 fasst er seine Arbeiten unter dem bezeichnenden Titel "Verwandlungsamt" zusammen.

Anfang des Jahres verlieh ihm die Galerie Judith Dielämmer ihren Kunstpreis, mit "Büro Gregor Samsa" gibt Beumelburg jetzt einen Überblick über sein Schaffen. Das Gezeigte lässt sich nur mühsam in Kategorien wie Zeichnung und Objektkunst pressen.

Es sind Fundstücke aus dem Alltag, die der Verwandlungsamts-Leiter immer wieder neu arrangiert, manchmal kafkaesk, oft absurd und immer mit hintergründigem Humor. Wie die Ohrenschützer aus DDR-Zeiten, in deren Kapseln Jan Beumelburg Vampirgebisse eingebaut hat. Oder die vergilbten Rezeptkarten aus einer VEB-Kantine, die er mit Frauenakten überzeichnete. Stellenweise ist der aufgedruckte Text noch lesbar: "Braten ruhen lassen".

Überhaupt liebt Jan Beumelburg das Spiel mit Sprache, erfindet neue Namen für absurde Gegenstände. Etwa die "Schielscheibe", eine Zielscheibe mit zwei Zentren; und die "Krakentrage", auf der Tintenfische transportiert werden.

Arbeiten wie diese und vieles andere mehr verdichtet Beumelburg zu einer persönlichen "Enzyklopädie", wie er die Gesamtheit seines Oeuvres nennt. Sie ist vor allem eines: Das Lebenswerk eines Multitalents, das sich den Mechanismen des Kunstmarktes elegant entzieht, um seinen Einfällen freien Lauf zu lassen. So entsteht wie von selbst ein Gesamtkunstwerk: "Man arbeitet nur scheinbar wahllos", ist Jan Beumelburg überzeugt, "es bilden sich trotzdem Schwerpunkte heraus."

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