Ausstellung im Clemens-Sels-Museum: Wie Novaesium erkundet wurde

„Jäger der verlorenen Geschichte“ zeigt die Entwicklung der Archäologie.

Neuss. Wer die „Jäger der verlorenen Geschichte“ in der gleichnamigen Ausstellung im Clemens-Sels-Museum sucht, kommt an diesem Foto nicht vorbei. Markige Männer mit Schaufeln, in der Mitte ein noch junger Mann mit Schnäuzer und skeptischem Blick.

Es ist Constantin Koenen, man schreibt das Jahr 1891, und seine sensationellen Ausgrabungen südlich der Innenstadt beweisen: Hier in Gnadental stand im 1. Jahrhundert das große Legionärslager, gut ausgebauter Platz für 6000 Mann der römischen Legion.

Etliche Koenenfunde sind in der Schau zu sehen, die ab Sonntag im Clemens-Sels-Museum zu sehen sind. Carl Pause hat dort eine Ausstellung kuratiert, die die Geschichte der Archäologie in Neuss wie auch die ihrer herausragenden Protagonisten aufzeigt.

Diese Geschichte beginnt früh. Schon im späten Mittelalter lassen sich in Quellen Hinweise auf römische Funde belegen, so ist 1494 von einem „heydenschen kelre“ die Rede, einem Heidenkeller im Bereich der römischen Lager zwischen Oberkloster und Grimlinghausen.

Lange Zeit wurden römische Überreste vor allem als Baumaterial genutzt. Mit der Renaissance und ihrer Wertschätzung für die Antike stieg auch das Interesse an der römischen Vergangenheit der Stadt — zunächst beim Adel. Schon im 17. Jahrhundert wird in einer Stadtchronik Tacitus zitiert, der als Erster Novaesium als Lager der Legion nennt.

Wo dieses Lager lag, machte allerdings erst sehr viel später Constantin Koenen aus. Da hatte man in Neuss bereits den ersten und den zweiten Altertumsverein gegründet und ein erstes „Städtisches Museum für Alterthümer der Umgegend“ ins Leben gerufen — wenn auch noch ohne eigenes Haus. Im ersten städtischen Museumsbau auf dem Markt nahmen dann ab 1912 die archäologischen Funde breiten Raum ein.

Im großen Stil ließ Koenen graben, in der nahe des Lagers gelegenen Ziegelei stellten Heinrich Sels und Peter Prinz zahllose Funde sicher, die beim Tonstechen ans Licht kamen. Und als in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in Gnadental ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft wurde, liefen parallel dazu „gigantische Grabungen“, wie Pause ausführt: Material kam zutage, das heute noch ausgewertet wird.

Die „Jäger der verlorenen Geschichte“ sind heute die Archäologen der Bodendenkmalpflege bei ihren „Rettungsgrabungen“. Erst vor wenigen Tagen legten sie römische Gräber an der Michaelstraße frei. Die Suche nach weiteren Erkenntnissen zur Stadtgeschichte ist längst nicht beendet.

“ Die Ausstellung mit speziellen Angeboten für Kinder wird am Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet. Sie ist bis zum 19. August zu sehen.

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