Aus New York: Zeitloses Spiel um Macht und Moral

Aquila Theatre Company zeigte als Deutschlandpremiere „Julius Caesar“ im Globe.

Neuss. Politischer seien die Amerikaner geworden, und daher gibt’s auch mehr Applaus für Politschauspiele. Peter Meineck muss es wissen, schließlich tourt er mit seiner Aquila Theatre Company aus New York alljährlich quer durch die Staaten.

Jetzt gastierte die achtköpfige Company zum vierten Mal im Globe und lieferte mit der Deutschlandpremiere von "Julius Caesar" einen Leckerbissen - den ersten "Caesar" in 18 Jahren Shakespeare-Festival.

Regisseur Meineck nutzt die Raffinessen des Globe und bespielt um Macht und Moral den Raum auf allen Ebenen, haucht so diesem streng strukturierten Intrigenspiel mit interessanten Perspektivwechseln Lebendigkeit ein.

Soldatischer Gleichschritt und Waffenröcke lassen zum Auftakt erahnen, welch tödliches Unheil hier seinen Lauf nimmt. Die Gier nach Macht kennt keine zeitliche Verortung, was dem Römerdrama seit Jahrhunderten seinen besonderen Reiz gibt.

Es bleibt römisch direkt, was das Publikum in diesem nicht nur verbalen Schlachtfest schon mal schlucken lässt. Die mörderische Verschwörergruppe sticht den Tyrannen ab, mit im Bund Edelmann Brutus, bekennender Moralist, dem das Vaterland schließlich doch wichtiger ist als des vermeintlichen Vaters Liebe.

Mit ihren in Caesars Blut getränkten Händen steht die Mörderbande schließlich da, gehüllt in rote Togen, darunter Schaftstiefel, Stehkragen und Beinkleider in managergrau - ein Fingerzeig auf moderne Politprofile mit Killerinstinkt.

Kenn Sabberton als Intrigentreibender Cassius und Richard Willis als ambivalenter Idealist Brutus machen ihr glänzendes Spiel mit großer Dramatik und Pathos. Fast zu smart dagegen James Knight als selbstberufener Rächer Marc Antony. Der weibliche Octavius mit Natasha Pelitich an seiner Seite gibt ihm den nötigen Respekt. Hillary lässt grüßen.

Kunstvolle Regieakzente setzt Meineck, wenn er das wankelmütige Volk in Szene setzt, die Manipulation greifbar und einmal mehr die Macht der großen Worte deutlich wird. Applaus für einen nicht wirklich mitreißenden, doch wirkungsvollen Theaterabend.

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