Auch in Neuss: Abkehr von den Volksparteien

Die SPD verliert 9800 Zweitstimmen, die CDU verzeichnet ihr schlechtestes Ergebnis überhaupt.

Neuss. Verluste bei den beiden großen Parteien - wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß - und Gewinne bei den "Kleinen": Das eindeutige Ergebnis der Wahl auf Bundesebene spiegelt sich auch in den Neusser Ergebnissen.

Verloren hat vor allem die SPD. Nach Auswertung der Zahlen durch die Statistiker der Wirtschaftsförderung sank der Zweitstimmenanteil der SPD im Stadtgebiet dramatisch um mehr als 17 000 Stimmen oder 9,8 Prozentpunkte auf jetzt 22,9 Prozent: Das ist das schlechteste Ergebnis der SPD bei einer Bundestagswahl. Der Direktkandidat Hubert Eßer erhielt knapp 21000 Erststimmen oder 28 Prozent - 9,6 Prozentpunkte weniger als der SPD-Kandidat des Jahres 2005.

Auch das CDU-Ergebnis ist schlechter als bei der vergangenen Bundestagswahl. 37,4 Prozent der Zweitstimmen (knapp 28 000 Wähler) bedeuten nicht nur den Tiefpunkt bei einer Bundestagswahl, sondern auch das schlechteste Wahlergebnis in Neuss überhaupt. Leicht verlor der CDU-Kandidat Hermann Gröhe bei den Erststimmen. 36 358 Wähler, etwa 5000 weniger als vor vier Jahren, bescherten ihm ein Ergebnis von 48,7 Prozent (-1,2 Prozentpunkte). Den Abstand zum Gegenkandidaten der SPD konnte er wegen dessen schlechten Ergebnisses deutlich vergrößern.

Aufgetrumpft hat bei der Wahl die FDP. Noch deutlich stärker als im Bundesschnitt, erzielt sie in Neuss 18,1 Prozent der Zweitstimmen. Gewonnen haben alle kleinen Parteien, wenn auch nicht so stark wie die Liberalen (+ 6,2 Prozentpunkte). Der große Unterschied von Erst- und Zweitstimmen lässt die Statistiker vermuten, dass etwa 8000 Wähler in Neuss ihre Erststimme der CDU und die Zweitstimme der FDP gegeben haben.

Bis auf den (Kommunal-) Wahlbezirk Neusser Furth hat die CDU in allen anderen 28 Bezirken die Mehrheit errungen - überall mit Verlusten gegenüber 2005. Den höchsten Stimmenanteil erreichte sie in Erfttal, Hoisten und Gnadental. Die größten Verluste ++gab es für die CDU im Bezirk Stadtmitte. Die SPD erreichte ihre höchsten Stimmenanteile in der Neusser Furth und Derikum, das schlechteste Ergebnis in Hoisten. Die FDP punktete vor allem in Hoisten, Uedesheim, im Stadionviertel und in Norf, wo sie jeweils mehr als 20Prozent der Zweitstimmen erzielte. Die Grünen wurden vor allem im Bezirks Hermannsplatz gewählt, am wenigsten Zuspruch erhielten sie in Weckhoven-West, Erfttal und Grefrath.

Schwach wie nie bei einer Bundestagswahl war die Beteiligung. Mit nur 68,8 Prozent, deutlich weniger als im Bundesschnitt, wurde nach 2005 ein neuer Negativrekord aufgestellt.

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