Alunorf: Investition in schweren Zeiten

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat im Werk von Alunorf einen neuen Ofen in Betrieb genommen.

Neuss. Erst sechs Wochen ist es her, dass Bundesumweltminister Norbert Röttgen fünf energieeffiziente Glüh-öfen bei Alunorf in Betrieb genommen hat. Gestern drückte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an der Koblenzer Straße auf den roten Startknopf, um einen neuen Zweikammer-Schmelzofen im erweiterten Recycling-Zentrum einzuweihen.

Röttgen und Kraft fordern verlässliche Rahmenbedingungen für energieintensive Unternehmen, insbesondere für die Aluminiumindustrie. Zwar verheißen die Zeichen aus Brüssel nichts Gutes — in einem internen Non-Paper soll sich die EU-Kommission bereits gegen Kompensationszahlungen an die Aluhütten ausgesprochen haben. Die geben den Kampf aber noch nicht verloren, und so hofft auch das benachbarte Hydro-Rheinwerk noch auf die existenzielle Subventionierung der Stromkosten. Hannelore Kraft: „Im Grunde ist es richtig, dass die EU die Latte hochlegt. Aber hier gilt es, miteinander und nicht gegen die Wirtschaft zu reden. Nur unter stabilen Bedingungen kann die Alu-Industrie ihre Stärken zur Geltung bringen.“

Die Grundvoraussetzungen für Aluminium seien gut, die Anwendungsbereiche vielseitig — daher müsse bei den Kompensationsleistungen endlich eine verlässliche Regelung her („Hier bedarf es eines Masterplans“).

Die Ministerpräsidentin gab sich optimistisch, Wirtschaft sei zu 50 Prozent Psychologie: „Wir haben Druck gemacht und werden weiter Druck machen. Ich bin davon überzeugt, dass es gelingen kann und muss, mit Brüssel eine Einigung zu erreichen.“

Für Kraft stehen Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit auch im Energieland Nr. 1 in engem Zusammenhang. So lobte sie die Investition bei Alunorf und die damit verbundene Ressourceneffizienz.

Bis zu 95 Prozent der zur Herstellung von Primär-Aluminium benötigten Energie können beim Recycling gespart werden, sagte Alunorf-Geschäftsführer Thomas Geupel. Bereits Ende 2009 hatte Joint Venture-Partner Norsk Hydro einen Mehrkammer-Schmelzofen bei Alunorf finanziert, der zweite folgte jetzt von Novelis. Die Investitionssumme liegt bei 14 Millionen Euro.

170 Tonnen Aluminiumschrott aus ganz Europa werden täglich im neuen Ofen eingeschmolzen (50 000 Jahrestonnen). Beide Anlagen zusammen verarbeiten eine Jahreskapazität von 100 000 Tonnen. Der Schrott (etwa Getränkedosen) wird entlackt und abgeschmolzen. Das flüssige Aluminium wird dann in schwere Metalltiegel gefüllt und wieder weiterverarbeitet. Im Recyclingzentrum arbeiten 42 Mitarbeiter, darunter 16 neue.

Novelis ist nach eigenen Angaben weltweit größter Hersteller von Alu-Walzprodukten und führendes Unternehmen für Dosen-Recycling. „Die neue Anlage trägt dazu bei, die Metallversorgung für das Walzwerk in Neuss sicherzustellen“, sagte Novelis-Vorstand Tadeu Nardocci. Das Recycling-Zentrum ist dabei Teil eines ehrgeizigen Vorhabens: Bis zum Jahr 2020 will Novelis seinen Recycling-Anteil von heute 34 auf 80 Prozent erhöhen.

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