200 Jahre alte Technik in Neuss

Eine Basalttafel erinnert an das Wasserkreuzungsbauwerk an der Selikumer Straße/Ecke Nordkanal.

Neuss. Vor 200 Jahren, am 3. August 1809, wurde die Fertigstellung des Epanchoir gefeiert. An dieses Wasserkreuzungsbauwerk an der Selikumer Straße/Ecke Nordkanalallee erinnert eine Gedenktafel aus Basaltstein, die jetzt von den Heimatfreunden restauriert und gestern enthüllt wurde.

Das Epanchoir entstand dort, wo Obererft und Nordkanal sich kreuzen. Napoleon plante einen Schifffahrtsweg, um Rhein und Nordsee zu verbinden, von Neuss bis Antwerpen. Doch der "Grand Canal du nord" wurde nie fertiggestellt.

"Das Kanalprojekt und die Trassenführung wurden von Bürgermeister Franz Jordans und der führenden Kaufmannschaft unterstützt", betont Anne Holt, stellvertretende Vorsitzende der Heimatfreunde. Sie verweist auf den Bebauungsplan 451 für das Augustinusviertel/Nordkanalallee.

Das ursprüngliche Kanalbett könnte wieder sichtbar gemacht werden. Holt plädiert dafür, dass sich Stadt, Augustinus-Kliniken und Heimatfreunde an einen Tisch setzen. Mit einem gemeinsamen Konzept könnten Fördermittel des Landes, des Bundes oder EU-Mittel beantragt werden.

Bürgermeister Herbert Napp (CDU) verweist auf die historische Bedeutung des Bauwerkes: "Was wäre, wenn der Kanal fertiggestellt worden wäre und die Völkerschlacht bei Leipzig anders ausgegangen wäre?"

Fest steht, dass Johanna Etienne das Gelände Ende des 19. Jahrhunderts kaufte und durchsetzte, dass das Kanalbett verändert wurde. Der Kanal wurde teilweise zugeschüttet und das Wasser umgeleitet. "Hinter der alten Schokoladenfabrik an der Brüstung kann man den Nordkanal noch sehen", so Holt.

"Das Sperrwerk besteht vor allem aus zwei so genannten Wasserschützen, über die mit einer Kurbel der Wasserfluss dosiert werden konnte", erklärt Architekt Otto Saarbourg.

Begeistert betont er die "technische Meisterleistung der napoleonischen Ingenieure" vor 200 Jahren, die den Nordkanal anheben mussten, damit der Wasserspiegel sich über dem des Rheins befand. "Über 42 Kilometer bis Herongen floss das Wasser exakt mit gleichem Wasserspiegel", so Saarbourg.

Zur Feier stimmen die Heimatfreunde das Erftlied an, während das Wasser des Nordkanals teilweise immer noch durch die Stadt fließt.

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