Kanalbauarbeiten in Meerbusch Alter Keller bremst Kanalarbeiten

Zwei große Baustellen sind mit Beginn der Sommerferien gestartet und dauern einige Monate.

 Im Bagger am Bahnhofsweg sitzt Dieter Rackwitz, davor Georg Bahners (Oberbauleitung Stadt Meerbusch), Polier Lio Santo und Alexander Michels (v.l.).

Im Bagger am Bahnhofsweg sitzt Dieter Rackwitz, davor Georg Bahners (Oberbauleitung Stadt Meerbusch), Polier Lio Santo und Alexander Michels (v.l.).

Foto: Verena Bretz

Und plötzlich war da dieser Keller. Mitten unter der Büdericher Allee. 15 Meter lang und gefüllt mit Bauschutt. Obwohl die Planer sich sorgfältig vorbereitet und alte Karten bis ins Jahr 1900 und davor studiert hatten. „Niemand weiß, woher der Keller stammt“, sagt Polier Sebastian Reichert, der die Arbeiten erst einmal stoppen musste, nachdem er die Beton-Fundamente entdeckt hatte. Ärgerlich. „Sonst wären wir 30 bis 40 Meter weiter.“ Schließlich verlegen die Tiefbauer drei bis vier Rohrstücke von 2,50 Meter Länge am Tag; insgesamt 150 Meter Kanal werden es auf dem Teilstück der Büdericher Allee sein.

Mittlerweile kann Georg Bahners, der die Oberbauleitung für die beiden großen Kanalbau-Projekte in Osterath und Büderich hat, über den Zwischenfall an der Büdericher Allee schmunzeln. „Das macht den Tiefbau so interessant“, sagt der Experte vom Fachbereich Straßen und Kanäle der Stadt Meerbusch. „Vor der Baggerschaufel ist es dunkel.“ Aber natürlich ist der überraschende Fund vor allen Dingen ärgerlich – und teuer. „Die Arbeiter mussten die Fundamente abbrechen und entsorgen, das sind ungeplante Kosten“, erklärt er. Wie hoch die Zusatzkosten sein werden, könne man noch nicht sagen. Hinzu kommt: Der erste Bauabschnitt – das Stück Büdericher Allee zwischen Einmündung Weseler Weg und Theodor-Hellmich-Straße – wird nun nicht wie geplant zum Ende der Sommerferien fertig. „Das hatten wir eigentlich mit Rücksicht auf die Brüder-Grimm-Schule vor“, sagt Bahners.

Mit rund 950 000 Euro waren die Kosten für den Kanalbau an der Büdericher Allee und am Weseler Weg angesetzt. Während der Arbeiten sind die Straßen abschnittsweise über mehrere Monate gesperrt. Im zweiten Bauabschnitt ist der Bereich Büdericher Allee von der Theodor-Hellmich-Straße bis zur Moerser Straße dran. Danach gehen die Kanalbauarbeiten am Weseler Weg zwischen dem Parkplatz am Brühler Weg bis zur Büdericher Allee weiter. Der Weseler Weg ist dann für rund vier Monate gesperrt. Wenn alles fertig ist, verläuft in den Straßen ein modernes Abwassersystem mit individuellen und vor allen Dingen größeren Kanalrohren. „Die Abwassermengen haben zugenommen. Je nach Notwendigkeit werden Rohre mit Ei-Profil oder Kreisprofil eingebaut“, sagt Bahners. „Die können 100 Jahre halten und sorgen auch bei Starkregen-Ereignissen für Sicherheit.“

Der alte Kanal bleibt parallel
zum neuen in der Straße liegen

Der alte Kanal bleibt parallel zum neuen in der Straße liegen, nur auf einem Stück des Weseler Wegs muss der alte Kanal ausgebaut werden. Die Anwohner merken davon nichts. „Das geht nahtlos, da wird kein Wasser abgestellt“, erklärt Polier Reichert. Und wenn die Straßen erst einmal offen sind, lohne es sich, weitere Arbeiten zu erledigen, sagt Georg Bahners. Die Stadtwerke Meerbusch werden deshalb pa­rallel streckenweise Gasleitungen verlegen. „Außerdem bekommt die Fahrbahn auf gesamter Strecke bis zur Theodor-Hellmich-Straße eine neue Asphaltdecke.“

Ortswechsel: Auch in Osterath am Bahnhofsweg wird seit Mitte Juli geschuftet. In drei Monaten Bauzeit soll in drei Bauabschnitten ebenfalls ein neuer Mischwasserkanal verlegt werden. Geplante Kosten: 375.000 Euro. Hier läuft bislang alles nach Plan. Nur neulich, bei der großen Hitze, da wurde der Bagger schon um 13 Uhr abgestellt. „Davor hatte ich zuletzt im Jahr 1976 hitzefrei“, erinnert sich Polier Lio Santos. Die Kanalbauarbeiten unmittelbar hinter der Bahnschranke sind Teil des Großprojekts „Bahnunterführung Osterath“. „Wo später die Rampen verlaufen, wären die alten Kanäle im Weg gewesen“, erklärt Matthias Unzeitig, Fachbereichsleiter Straßen und Kanäle. Aber nicht nur deshalb muss der Kanal erneuert werden: „Er war in einem schlechten Zustand“, ergänzt Georg Bahners, „außerdem muss auch hier das Volumen vergrößert werden, damit mehr Abwasser durchfließen kann.“ Matthias Unzeitig sieht die aktuellen Umleitungen auch als „Test“ für die Sperrungen während der Großbaustelle „Bahnunterführung“ – obwohl momentan wegen der Ferien natürlich weniger los sei. Aber grundsätzlich sei das Chaos ausgeblieben. Die Arbeiten in Osterath sind im zweiten Abschnitt: Von der Kreuzung bis hinter das Restaurant „Alter Bahnhof“ werden 285 Meter Kunststoff-Abfluss verlegt. Bauabschnitt drei ist bereits auf Bahngelände, die halbseitige Sperrung des Bahnhofswegs wird dann wieder aufgehoben sein. Was die Arbeiten am Bahnhofsweg besonders gemacht hat: Die Fahrbahn bestand aus Teer, und der darf nicht mehr verwendet, sondern muss aufwendig entsorgt werden.

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