Wirtschaftsstandort Meerbusch Was Firmen von 2022 erwarten

Meerbusch · Wir haben ein Start-up, ein mittelständisches und ein großes internationales Unternehmen gefragt, wie sie die Herausforderungen im vergangenen Jahr erlebt haben und wie sie sich auf 2022 einstellen: Humbee Solutions, Iseki und Medtronic.

 David Carr (r.), Regional Vice President und Geschäftsführer der Medtronic GmbH, sitzt am Chirurgiesystem Hugo.

David Carr (r.), Regional Vice President und Geschäftsführer der Medtronic GmbH, sitzt am Chirurgiesystem Hugo.

Foto: Medtronic/ROLF OTZIPKA

Vor einem Jahr hatte beim Kommunalmaschinenhersteller Iseki in Osterath Geschäftsführer Martin Hoffmann vorsichtig bis skeptisch in das noch frische Jahr 2021 geschaut: Ob angesichts der Pandemie überhaupt noch investiert wird? Und ob. „Jeder will einen Trecker kaufen. Wir verkaufen alles, was da ist. Das ist sehr erfreulich, auch für unsere Händler“, berichtet der Meerbuscher Unternehmer.

Die Nachfrage ist tatsächlich um 20 Prozent gestiegen, die geplante Umsatzsteigerung für 2021 wurde sogar deutlich übertroffen. Das große Thema ist vielmehr, woher Iseki wichtige Komponenten bekommt, die durch unterbrochene Lieferketten nicht verfügbar sind. „Beispielsweise ist es schwierig, Batterien zu bekommen. Sie werden nur zugeteilt. Keiner bekommt die Menge, die er gerne hätte. Es muss viel improvisiert werden.“ Gleichzeitig sind die Transportkosten immens gestiegen: Vor der Pandemie kostete ein Container für 20 Traktoren im Schnitt zwischen 2000 und 3000 Euro. Zuletzt waren es zwischen 15 000 und 20 000 Euro.

 Burghardt Garske hat 2017 Humbee Solutions gegründet. Er bietet eine digitale Plattform an, die das Arbeiten effizienter macht.

Burghardt Garske hat 2017 Humbee Solutions gegründet. Er bietet eine digitale Plattform an, die das Arbeiten effizienter macht.

Foto: Carsten Pfarr

Für 2022 sind die Auftragsbücher von Iseki gut gefüllt. Angesichts von Engpässen sei aber die große Frage, was davon überhaupt geliefert und verkauft werden kann. Sehr viel Planung wird nötig sein, um dafür gute Lösungen zu finden. Hoffmanns Devise: „Es gibt kein schwereres Jahr als das nächste. Wir gehen vorsichtig ran und lassen uns positiv überraschen.“

 Martin Hoffmann führt die Firma Iseki in der dritten Generation. Die Nachfrage sei um 20 Prozent gestiegen.

Martin Hoffmann führt die Firma Iseki in der dritten Generation. Die Nachfrage sei um 20 Prozent gestiegen.

Foto: Iseki/YAVUZ ARSLAN

Auch bei dem Anbieter von Medizinprodukten Medtronic in Osterath hat die Pandemie das zurückliegende Jahr wesentlich beeinflusst. David Carr, Regional Vice President und Geschäftsführer der Medtronic Germany GmbH, sagt: „Als führendes Unternehmen der Gesundheitstechnologie hat das Wohlergehen der Mitarbeitenden Priorität. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind seit März 2020 überwiegend im Home-Office.“ Um flexibler sein zu können und zugleich die persönliche Zusammenarbeit zu fördern, setzt Medtronic das globale „Future of Work“-Projekt um. Es sieht unter anderem Arbeitsmodelle vor, die Präsenz- und Fernarbeit kombinieren, abhängig von der Funktion des Einzelnen.

Medtronic-Chef Carr sieht die Belastungen für die Krankenhäuser als dramatisch an. „Hier sorgen wir mit unseren Technologien und Dienstleistungen für Entlastung.“ So hat das Unternehmen 2021 das roboterassistierte Chirurgiesystem Hugo eingeführt. „Darauf sind wir besonders stolz, da es in Teilen eine deutsche Entwicklung ist.“ Es basiert auf einer Technologie, die ursprünglich vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt für den Einsatz im Weltraum entwickelt wurde. Mit dem System können Operationsverfahren standardisiert, unnötige chirurgische Schritte eliminiert und Ressourcen gezielter eingesetzt werden.

Gespannt sind Carr und das Meerbuscher Team auf die neue Gesundheitspolitik. „Die Verlagerung stationärer Behandlungen in den ambulanten Bereich könnte Krankenhausstrukturen entlasten. Medizintechnologie kann hier einen Beitrag leisten: zum Beispiel mit kleineren Implantaten und Telemonitoring für eine verbesserte Patientenversorgung.“

In einer anderen Situation befindet sich das Lanker Start-Up Humbee Solutions. Unternehmensgründer Burghardt Garske bietet mit seinem Team seit 2017 eine digitale Plattform an, die das Arbeiten effizienter macht und betriebliche Abläufe schnell und einfach digitalisiert. „Als junges Unternehmen wünscht man sich, Kunden besuchen zu können und auf Messen und Veranstaltungen auf sich aufmerksam zu machen. All das ging 2021 wieder nur sehr eingeschränkt“, so Burghardt Garske. Die Konsequenz war klar: Noch mehr Online-Marketing. Aber was genau und wie geht das?

„2021 haben wir ganz schön experimentiert. Die pauschalen ‚Heilsversprechen’ mancher Anbieter waren leider wenig hilfreich und kosteten uns in erster Linie viel Geld“, erzählt Garske. Doch ein Gutes hatte das Ganze: „Wir lernten, eigene Wege zu gehen. Das wurde schließlich mit vielen neuen Kunden belohnt.“ Dazu hat Humbee Solutions interessante Kontakte zu Vertriebspartnern aufgebaut. Und tatsächlich erfüllte sich die Hoffnung, dass das Start-Up seinen Umsatz 2021 verdoppelt hat. Und der beste Lohn für die Arbeit sei, wenn begeisterte Kunden das Angebot von Humbee weiterempfehlen. „Die Erfolge haben wir ganz ,Start Up Like’ im Sommer mit einem Team Picknick am Rhein gefeiert, und vor einigen Wochen haben wir mit Glühwein im Freien angestoßen. Auf 2022 freuen wir uns riesig und machen direkt mit dem Schwung, der uns 2021 gegeben wurde, weiter.“

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