Nach der Hitzeperiode Trockenheit wird auf Feldern sichtbar

Der Regen am Wochenende kann nicht verhindern, dass die Ernte in diesem Jahr wieder sehr unter Hitze und Trockenheit leiden wird.

 Andreas Richter hockt zwischen seinen nahezu vertrockneten Kohlpflanzen.

Andreas Richter hockt zwischen seinen nahezu vertrockneten Kohlpflanzen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Im „Apfelparadies“ in Strümp sind alle Waren noch im üblichen Rahmen verfügbar. „Wir freuen uns auf eine hervorragende Apfelernte“, sagt Tanja Schumacher. Alle Gemüse-Erzeuger aber wissen, dass die Natur dringend Wasser braucht. Um in dieser Trockenheitsphase täglich frisches Gemüse zu ernten, muss regelmäßig bewässert werden. Das verursacht in landwirtschaftlichen Betrieben einen hohen Aufwand und zusätzliche Kosten. „Wie hoch der Schaden letztendlich wirklich ist, wird sich zeigen. Es könnte 50 Prozent unserer Ernte betreffen. Das wird ein teures Jahr“, fasst Gemüsebauer Andreas Richter zusammen. Die Qualität der Salatpflanzen leidet, obwohl die Berieselung die ganze Nacht durch läuft: „Bei Sonneneinstrahlung ist das nicht möglich.“ Der Dieselverbrauch steigt.

Auch die Viehwirtschaft hat einen stark erhöhten Wasserbedarf

Ähnlich sieht es auf dem Frenkenhof aus. „Rund 1000 Liter Diesel pro Woche werden verbraucht. Die Maschinen sind im Dauereinsatz, daher sehr reparaturanfällig. Auch wir kommen durch die Dauerberegnung an unsere Grenzen und müssen zusehen, wie die Ware im Feld verbrennt. Erst ab einer Tiefe von 1,80 Metern ist wieder natürliche Feuchtigkeit zu finden,“ erklärt Renate Frenken.

Auch auf dem Hof von Claudia und Rainer Roos gibt’s Engpässe: „Kartoffeln und Zuckerrüben werden laufend beregnet. Aber auch unsere Tiere leiden. Die Schweine stehen auf Stroh in den heißen Ställen und saufen rund um die Uhr. Ab und zu gönnen wir ihnen einen künstlichen Sprühregen. Wir müssen aufpassen, dass sie nicht krank werden.“

Sportanlagen und Gartenbaubetriebe sind ebenfalls von der trockenen Periode betroffen. Im Golfpark Meerbusch geht es um die Grünflächen. „Wir können den Platz nicht mehr komplett bewässern, das geschieht jetzt im Wechsel, und vieles wird von Hand gemacht“, berichtet Geschäftsführer Gerhard Lindenbuß. Er bedauert: „Zudem bleiben die Golfer aus, auch ihnen ist es wohl zu heiß.“ Obwohl der Speicherteich auf dem Gelände fast leer ist und aus dem Tiefbrunnen nur eine limitierte Menge entnommen wird, wurden junge Bäume mit einem Wassersack versehen: „Wir sind dem guten Beispiel der Stadt Meerbusch gefolgt.“ Das alles verursacht zusätzliche Kosten, „bereits 2018 war schon sehr teuer.“

Und so bleiben die Rasenflächen außerhalb der Spielbahnen ungewässert und braun. „Das ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Es ist ein natürlicher Schutz, der Rasen kommt wieder“, erklärt Robert Selders.

Um eine regelmäßige Bewässerung für die Gärten der Privatkunden zu gewährleisten, hat Garten Selders bereits vor drei Jahren eine besondere Bewässerungstechnik entwickelt: „Wir verlegen in den Gärten eine individuell angepasste Anlage. Das könnte auch auf Feldern angewandt werden, ist aber eine Kostenfrage. Trotzdem – der Bedarf wächst.“

Wie sehr die Pflanzen unter der Trockenheit leiden, sieht auch Susanne Ender, Marktleitung Bogies Pflanzenwelt: „Sie stellen die Verdunstung ein und verbrennen – wie beispielsweise die Hortensien.“ Weil das eine erhöhte Beanspruchung des Personals verlangt, wird häufig gewechselt, „noch schaffen wir das.“

Von einer „enormen Belastung“ spricht auch Ulrich Wantikow, Leiter des gleichnamigen Gartencenters. Das Betreiben der Pumpen und die aufwendige Arbeitszeit verursachen zusätzliche Kosten. Trotzdem hat Wantikow die Umwelt im Blick, hat die Feldberegnung optimal eingestellt, und auch die Bewässerung der Topfpflanzen geschieht durch eine automatisch reglementierte Tropfbewässerung: „Wir tun unser Bestes und nutzen die technischen Möglichkeiten.“

Es gilt, sich auf die klimatischen Veränderungen einzustellen. „Wir überlegen, auf Gräsersorten zurückzugreifen, die auf mediterrane Verhältnisse abgestimmt sind“, erklärt Bernhard Lindenbuß. Trotz aller Probleme wurde das extrem sonnige Wetter auch genutzt: Die Raps und Weizen anbauenden Landwirte waren im Erntefieber und oft mit ihren Ernteanhängern bis in die Nacht unterwegs, um die unterdurchschnittlichen Raps-Erträge und die gegenüber dem Vorjahr auf Normalmaß angestiegene Weizenernte einzubringen. Um aber auch bei Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln gute Erträge zu erzielen, ist anhaltender Regen dringend notwendig.

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