Wahlkampf im Rhein-Kreis Neuss: „Krise wird auch 2010 noch ihre Auswirkungen zeigen“

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hielt im Zeughaus eine kämpferische Rede.

Rhein-Kreis Neuss. Es ist 11.30 Uhr, eine schwarze Limousine nähert sich dem Zeughaus. Die Autotür öffnet sich, beherzt steigt Karl-Theodor zu Guttenberg aus dem Wagen. CDU-Staatsminister Hermann Gröhe begrüßt herzlich seinen Freund "K.T.". Der jüngste deutsche Wirtschaftsminister aller Zeiten ist nach Neuss gekommen, um auf Einladung der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU im Rhein-Kreis (MIT) über das Thema "Chancen in der Krise" zu reden.

Sein Auftritt verspricht eine intellektuelle Rede mit hohem Unterhaltungswert. Der Saal ist rappelvoll, und der Senkrechtstarter unter den Spitzenpolitikern enttäuscht seine Zuhörer nicht. Als der so gepriesene Wirtschaftsminister das Zeughaus betritt, richten sich sofort alle Blicke auf ihn. Im hellgrauen Anzug, frischgebügeltem weißen Hemd, die Haare akkurat nach hinten gegelt, tritt er ans Rednerpult.

Guttenberg betont, dass er sich freut, "als geduldeter Bayer" in Neuss sein zu dürfen - trotz der aktuellen Entwicklungen um Opel, sei ihm die Gelegenheit, mit Mittelständlern ins Gespräch zu kommen, wichtiger. Er dankt Hermann Gröhe, lobt ihn charmant für seine hocheffektive Arbeit in Berlin als Koordinator der Bundesregierung für den Bürokratieabbau.

"Wir befinden uns in einer schwierigen Zeit, einer Zeit, die vieles von uns abverlangt", erklärt der Minister und verweist darauf, dass es zwar 17 Wahlen in diesem Jahr gibt, die normale Arbeit aber dennoch Vorrang habe. Guttenberg will Zuversicht ausstrahlen und möglichst tatkräftig wirken. Er mahnt an, Bodenständigkeit und Bescheidenheit zu bewahren, gleichzeitig aber ein gesundes Selbstvertrauen an den Tag zu legen. Nur so könne man letztlich auch der Wirtschafts- und Finanzkrise begegnen.

Der 37-Jährige spricht über gierige Manager und Banker, Schuldenberge, Steuerpolitik und die Soziale Marktwirtschaft. Deren Begrifflichkeit müsse man allerdings mitunter erklären, habe er festgestellt: Ludwig Erhard werde heute schon mal mit Heinz Erhardt verwechselt.

Der CSU-Mann erinnert daran, dass die Finanzmärkte noch lange nicht stabil seien. "Die Krise wird auch 2010 noch nachhaltige Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben." Man müsse Ursachenforschung betreiben. Die Talsohle sei zwar erreicht, ob nun aber der u-förmige Verlauf aus der Krise einer Kurve wie bei einer Sitzbadewanne gleiche, sei doch dahingestellt. Er glaube da eher an eine Hügellandschaft: "2009 ist nicht das Ende des Krisenliedes."

Guttenberg sagt, dass die Kritik zu seiner Person (Insolvenzminister, Baron aus Bayern etc.) seinen Humor eher befeuert habe. Und Ex-Kanzler Gerhard Schröder ist für den Bayern nur der Gazprom-Diplomat. Dabei verpasst er es nicht, von Frotzeleien ("Wir brauchen nicht Deutschland sucht den Superpessimisten") auf ernste Themen umzuschwenken.

Wie viel Geld die Regierung in die Konjunkturbelebung pumpt, rechnet Guttenberg an einem Beispiel vor: Eine Million Euro gestapelt in 500-Euro-Scheinen ist 13,5 Zentimeter hoch. Eine Milliarde in gleicher Weise gestapelt aber ist 135 Meter hoch. Das zeige die Dimension. Am Ende gibt’s viel Applaus für einen erfrischenden Auftritt.

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