Verein für Behinderte feiert 40-jähriges Bestehen

Aus dem Elternverein ist ein Dienstleistungsunternehmen mit rund 250 Mitgliedern und 180 Mitarbeitern geworden. Sie beraten, organisieren, betreuen, helfen.

Meerbusch. Es war der Zusammenhalt Betroffener, der den Verein prägte: Vor 40 Jahren, am 16. August 1973, wurde in der Gaststätte Küppers in Osterath von 36 Eltern der Verein für Behinderte gegründet. „Sie wollten etwas für ihre behinderten Kinder erreichen“, sagt Volkmar Koenigk. Er stieß 1979 zu der Initiative.

In der Grundschule an der Görresstraße bot die Stadt einen Raum, in dem die Kinder spielen, sich die Eltern treffen konnten. „Viele Mütter haben die Arbeit übernommen“, sagt Koenigk. Allen voran der Motor des Vereins, Margret Willms, die langjährige Vorsitzende. Sie war es, die einen Schwerpunkt auf den Sport legte: Reiten, tanzen, schwimmen wurden feste Bestandteile des Programms, Ausflüge und Ferienfreizeiten organisiert.

Gekegelt wird heute noch mit Begeisterung im Grotenburgs und außerdem im Pferdestall, in dem sich auch Rollstuhlfahrer gut bewegen können. „Disco geht auch immer“, sagt VfB-Geschäftsführerin Andrea Staddermann lächelnd. Getanzt wird im Café Einblick in Kaarst oder im Singlecafé in Neuss. Beliebt ist aber auch der Tanz in den eigenen Räumen im Ackershof in Osterath: „Da kann man selber DJ spielen“, erläutert Stadermann.

Von Anfang an galt: Behinderte und nichtbehinderte Menschen sollten zusammengebracht werden. „Es geht um Teilhabe.“ Das gelingt nicht immer.

Der Umgang mit Behinderten habe sich geändert, stellt Stadermann fest. Junge Eltern mit behinderten Kindern gingen mit der Situation unbefangener um. „Viele hatten früher doch Komplexe und haben ihre Kinder versteckt“, erzählt Koenigk. „Sie haben längst nicht alles gemacht, was man schon hätte machen können.“

Für den 87-Jährigen selbst gilt das nicht: Damals wie heute fährt er mit seiner mehrfachbehinderten Tochter in Urlaub, Übernachtungen im Zelt inklusive. „Ich habe ihren Rollstuhl mit einer eigens konstruierten Deichsel an mein Fahrrad gehängt. Das funktionierte wie eine Rikscha.“

Tochter Ulrike lebt heute im Haus Miteinander in Büderich, ein Wohnheim für 24 behinderte Menschen, für das die Vereinsmitglieder und allen voran Margret Willms jahrelang gekämpft haben. „Wir haben eine Demo in Büderich gemacht, richtig Propaganda“, erinnert sich Koenigk. Das unermüdliche Engagement hatte Erfolg: Landschaftsverband, die Stadt Meerbusch und zahllose Spender haben das Projekt realisiert — das größte in der VfB-Geschichte.

„Warum sollen behinderte Menschen länger zu Hause leben als nichtbehinderte?“, fragt Stadermann. Es gibt professionelle Betreuung, aber auch größere Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, den Kontakt miteinander und untereinander. Volkmar Koenigk: „Ich fühle mich jetzt, wo ich weiß, dass meine Tochter ein Zuhause hat, viel ruhiger.“

Aus dem Elternverein ist ein Dienstleistungsunternehmen mit rund 250 Mitgliedern und 180 Mitarbeitern geworden. Sie beraten, organisieren, betreuen, helfen. Was sich außerdem verändert hat? „Der persönliche Kontakt zwischen den Mitgliedern ist nicht so intensiv wie früher“, sagt Koenigk.

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