Trauermarsch zur Schule

Heimatkreis und Vertreter der Politik protestieren gegen Abriss eines „ortsteilprägenden Gebäudes“.

Langst-Kierst. „Schulgebäude sind Heimat“, „Ortsteilprägende Gebäude erhalten“ oder „Die Schule gehört zum Dorf“ — derartige Bekenntnisse und Appelle waren auf Plakaten zu lesen, mit denen rund 80 Demonstranten am Samstagnachmittag von der Kirche St. Martin zur Alten Schule in Langst-Kierst spazierten. Aufgerufen durch den Heimatkreis Lank, wollten die Teilnehmer des so genannten Trauermarsches signalisieren, dass sie den bevorstehenden Abriss des alten Schulgebäudes als Frevel empfinden.

Auf die angekündigte Verbrennung eines Pappmodells der Alten Schule wurde hingegen verzichtet. „Weil der Akt der Verbrennung prinzipiell als negativ empfunden wird, sich Nachbarn im Vorfeld beschwert haben und wir für ein entzündetes Feuer auf städtischem Gebiet zudem eine Genehmigung benötigt hätten“, benennt Heimatkreis-Geschäftsführer Franz Jürgens die Gründe und fügt bissig an: „Im Vergleich zu manch anderen können wir uns auch durchaus als lernfähig erweisen.“

Stattdessen kam CDU-Ratsfrau Gabi Pricken der Aufforderung von Jürgens nach und machte dem fragilen Pappmodell des Schulgebäudes mit einem beherzten Sprung auf das Dach ohne viel Federlesen den Garaus. Sie demonstrierte damit, wie auch einige andere Politiker der CDU, die sich an der Demonstration beteiligten, dass der Beschluss der Ratsmehrheit, die Schule für einen Feuerwehr-Neubau zu opfern, für einen Bruch in der christdemokratischen Partei gesorgt hat.

An vorderster Front des Zugs schritt Franz-Josef Radmacher — ebenfalls CDU, aber in Langst-Kierst als Vorsitzender des Heimatkreises Sprachrohr des Protests. Er mahnte in seiner Ansprache auf dem Treppenabsatz der Alten Schule, dass man Relikte von historischer Bedeutung nicht verkommen lassen dürfe, wenn diese einem Dorf als Ort der Identifikation dienten. Radmacher verglich das Schulgebäude in Langst-Kierst mit dem Wasserturm in Lank: „Der ist auch zu nix nutze, vermittelt den Einwohnern aber ein Heimatgefühl.“

Dass Meerbusch auch anders vorzugehen weiß, hätte die Stadt mit dem Umbau der Volksschulen in Osterath (heute VHS-Sitz) und Büderich (heute Standesamt) bewiesen. „In Langst-Kierst wurde diese Chance vertan“, so Radmacher, der seine Zuhörer anschließend aufforderte, man möge die Schilder doch wieder abgeben. „Die brauchen wir für unsere nächste Demonstration.“

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