Historische Stätte in Lank Tor des jüdischen Friedhofs erneuert

Meerbusch · Das in den vergangenen Jahren stark verwitterte Tor wurde vor über 60 Jahren vom Lanker Dorfschmied gefertigt. Dessen Sohn Leo Jürgens hat es nun ehrenamtlich restauriert.

Vertreter der Stadt Meerbusch und des Heimatkreis Lank haben das neue Tor am jüdischen Friedhof, welches von Leo Jürgens (Mitte) saniert wurde, wieder an seinen Platz gebracht.

Vertreter der Stadt Meerbusch und des Heimatkreis Lank haben das neue Tor am jüdischen Friedhof, welches von Leo Jürgens (Mitte) saniert wurde, wieder an seinen Platz gebracht.

Foto: RP/Heimatkreis Lank

. Seit gut 50 Jahren setzt sich der Heimatkreis Lank e. V. unermüdlich dafür ein, sich in aktuelle, den Heimatort betreffende Diskussionen einzumischen und stets darauf bedacht zu sein, Altes zu bewahren und Neues anzunehmen. So ist es selbstverständlich, dass sich der Verein 2021 an den Veranstaltungen zu 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland beteiligte und eine Führung zu den Orten organisierte, an denen jüdisches Leben den Stadtteil prägte. Dass es sich lohnt, auch außerhalb dieses Jubiläums Plätze zu besuchen, die Erinnerungen wachrufen, zeigt beispielsweise die Existenz des jüdischen Friedhofs.

1878 geschaffen und im westlichen Teil des heutigen Lank-Latums gelegen, befinden sich hier 14 Grabstellen. „Dass das Tor zu diesem besonderen Friedhof stark beschädigt, gerostet und deshalb reparaturbedürftig war, stellte mein Bruder Leo Jürgens fest“, erinnert sich Franz-Josef Jürgens, Heimatkreis-Vorsitzender. Von dem Augenblick an wurden die Jürgens aktiv. Denn das Tor ist auch eine Familienangelegenheit. Vater Heinrich Jürgens (1911-1985) war bekannter Dorfschmied in Latum. Er fertigte in den frühen 1960er Jahren das metallene Tor am Friedhofs-Eingang an. Sohn Leo Jürgens – 1970 war er jüngster Ratsherr der Stadt Meerbusch und in seiner langen Laufbahn als Lokalpolitiker auch Vorsitzender des Planungs- und Bauausschusses sowie stellvertretender Bürgermeister – war ebenfalls Latumer Dorfschmied.

So schien es dem heute 80-jährigen Heimatkreis-Mitglied und Jacobsleiter-Preisträger Leo Jürgens selbstverständlich, der Stadt die kostenlose Reparatur im Sinne einer Spende anzubieten.

„Die Tatsache, dass hierfür ein Sponsorenvertrag abgeschlossen werden musste, war die erste amtliche Hürde“, erinnert er sich. Schnell musste er feststellen, dass das Tor nicht mehr zu reparieren war und baute eigenhändig – auf seine Kosten – ein komplett neues Tor.

Die neuen Torflügel erhielten im Gegensatz zur alten Version an beiden Seiten metallene Davidsterne. Diese Symbole wurden ebenfalls von Leo Jürgens hergestellt: „Die Davidsterne wurden eingesetzt, damit der etwas versteckt liegende Friedhof durch die Davidsterne direkt von der Uerdinger Straße aus als jüdische Einrichtung erkennbar ist.“ Da der jüdische Friedhof aber unter Denkmalschutz steht, musste die Untere Denkmalbehörde der Stadt Meerbusch eingeschaltet werden: „Die ganze Aktion wurde durch diese weitere amtliche Hürde erneut verzögert.“

Denn zu diesem Zeitpunkt kam auch die Jüdische Gemeinde Düsseldorf ins Spiel. Sie musste ihre Zustimmung geben, dass die Davidsterne als Symbol in die Torflügel eingebaut werden durften. Als schließlich alle Genehmigungen vorlagen, wurden die diversen Arbeiten durch die städtischen Fachbereiche Hochbau und Friedhofsverwaltung unterstützt. Die Mauerpfeiler wurden teilerneuert und mit Natursteinabdeckungen versehen. Außerdem wurde die beschädigte Ziegeltreppe restauriert und die gesamte neue Toranlage bekam einen Schutzanstrich.

„Das neue Tor gibt erneut Gelegenheit, an die Jahrhunderte bestehende Zugehörigkeit von Menschen mit jüdischem Glauben zu unserer Gesellschaft zu erinnern“, ergänzen Leo und Franz-Josef Jürgens.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort