Theater: Bürgermeister in Worms

Der Osterather Tilo Keiner steht im August in „Jud Süß“ auf Dieter Wedels Freilichtbühne.

Meerbusch. Kaiserdom Worms, 17 Abende, 1244 Zuschauer pro Vorstellung: Die Nibelungen-Festspiele haben seit dem Start 2002 von ihrer Strahlkraft nichts verloren. Auch nicht für den Meerbuscher Schauspieler Tilo Keiner, der erneut im Ensemble von Dieter Wedel ist.

Wie im vergangenen Jahr gehen die Festspiele „fremd“ mit der Neuinszenierung von „Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß“. Seit Anfang Juni laufen die Proben — fordernd, detailverliebt, präzise, intensiv. Eine Arbeitsweise, die Tilo Keiner liegt. „Es ist eine besondere Geschichte, die besondere Aufmerksamkeit verdient — gerade von uns Schauspielern“, meint der Osterather, der erneut in der Rolle des Stuttgarter Bürgermeisters Burkhard zu sehen sein wird.

Ein Opportunist, der mit dafür sorgt, dass der Finanzberater Joseph Süß gehängt wird. Als Finanzberater hat er dem württembergischen Herzog Karl Alexander gedient, doch als sein Protegé stirbt, fängt die Hetzjagd auf Süß an. Sie endet 1738 mit der umjubelten Exekutierung.

„Es sind in den vergangenen Monaten so viele Dinge geschehen, die Parallelen zu der Geschichte von Joseph Süß Oppenheimer aufweisen“, begründet Dieter Wedel, warum die Fassung in diesem Jahr völlig neue Szenen erhält, einige Figuren widersprüchlicher gestaltet werden. Der Schwerpunkt soll nicht auf der Nacherzählung der Lebensgeschichte des Joseph Süß liegen. Wedel verspricht vielmehr einen „Politthriller“. Die Zutaten jedenfalls sind alle vorhanden: Geld, Macht, Neid, Hass, Vorurteile . . . Die Euro-Krise lässt grüßen.

Tilo Keiner gehört inzwischen zu den dienstältesten Mitgliedern im Ensemble, neben ihm sind so bekannte Akteure wie Walter Plathe, Roland Renner, Marie Zielcke, Anja Kruse und Michael Lesch zu sehen.

Seit 2004 kommt der Meerbuscher nach Worms, wo er sich als gebürtiger Rheinländer wohlfühlt. Das ist auch auf der Bühne zu spüren. Dieter Wedel findet lobende Worte: „Tilo Keiner ist ein hervorragender und sehr verlässlicher Schauspieler. Außerdem ist er ein ruhender Pol für das Ensemble“, äußert sich der Regisseur gegenüber der WZ und lobt „seine schauspielerische Präsenz, seine Disziplin, seine Einsatzfreude und seine menschlichen Qualitäten“.

“ „Das Vermögen des Herrn Süß“ hat am 3. August Premiere und wird dann bis zum 19. August durchgehend gespielt.

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