Teresa Brouwers designt nachhaltige Bikinis Meerbuscherin gründet Firma in Portugal

Interview Theresa Brouwsers ist 2016 nach Portugal gezogen und hat mit einer Freundin eine Bikini-Marke gegründet.

 Die beiden Gründerinnen der Bikinifirma „Wonda swim“: Kim Flint und die Osteratherin Teresa Brouwers (v.l.) zusammen in Portugal.

Die beiden Gründerinnen der Bikinifirma „Wonda swim“: Kim Flint und die Osteratherin Teresa Brouwers (v.l.) zusammen in Portugal.

Foto: RP/Brouwers

Teresa Brouwers kommt aus Meerbusch. Nun lebt sie aber schon seit drei Jahren da, wo andere ihren Sommerurlaub verbringen: in Portugal. Dort hat sie vor kurzem zusammen mit ihrer besten Freundin Kim Flint die Bikinimarke „Wonda swim“ auf den Markt gebracht.

Teresa, du bist in Osterath aufgewachsen, wie sah dein Leben hier früher aus?

Teresa Brouwers: Ich bin sehr behütet im Zentrum von Osterath aufgewachsen und dort auch zur Grundschule gegangen. Später habe ich in Bovert Tennis gespielt. Ich denke, ich bin den „Standard-Karriereweg” eines Osterathers gegangen.

Wie ging es für dich weiter?

Brouwers: Nach der vierten Klasse bin ich zum Strümper Gymnasium gegangen und dort auch ohne Umwege bis zum Abi geblieben. Ich hatte eine unfassbar gute Klasse und Stufe und habe jede Phase meiner Schulzeit – vom Schulchor über Schokowaffeln und Chickentaler Brötchen am Büdchen bis hin zum Abigag – sehr genossen. Um mir mein Auto zu finanzieren, habe ich neben der Schule unter anderem in der Depesche gearbeitet und in der Marienapotheke mit dem Fahrrad Medikamente ausgeliefert. Deshalb kenne ich immer noch jeden Straßennamen in Osterath.

Nun lebst du ja momentan in Portugal. Wie hat es dich dorthin verschlagen?

Brouwers: Ich wollte mal raus aus Deutschland nach meinem sehr trockenen BWL-Studium in Münster. Lissabon hat mich freundlicherweise aufgenommen. Ich habe dort meinen Master gemacht und mich in das Land verliebt. Mein Wohlbefinden ist außerdem sehr stark vom Wetter abhängig. Da schadet es nicht, in einer Stadt zu wohnen, in der 300 Tage im Jahr die Sonne scheint.

Vor einiger Zeit ist eure Firma „Wonda swim“ an den Markt gegangen. Was war eure Idee dahinter?

Brouwers: Da meine Freundin Kim und ich, seitdem wir nach Portugal gezogen sind, natürlich viel Zeit am Strand verbracht haben, haben wir uns gefragt, wieso es eigentlich so schwierig ist, einen schlichten Bikini zu finden, der passt, in dem man sich wohl fühlt und der nicht nach einer Saison schon auseinander fällt.

Wie seid ihr vorgegangen, als die Idee geboren war?

Brouwers: Wir haben am Anfang sehr viel geforscht – unter anderem haben wir die Diversität der Körperformen untersucht. Darauf basierend haben wir ein Geschäftsmodell und Produkte entwickelt, die den Körperanforderungen von Frauen dienen, anstatt anhand eines Trends und irgendwelcher Standardgrößentabellen designed wurden.

Nachdem nun das Konzept stand, wie habt ihr Wonda finanziert?

Brouwers: Im Mai und Juni dieses Jahres sind zwei Crowdfunding Kampagnen ins Leben gerufen worden. Dadurch haben wir knapp 15 000 Euro für die Vorfinanzierung unserer ersten Produktionsrunde gesammelt. Darüber hinaus haben wir Wonda aus eigener Tasche finanziert.

Ihr habt es Euch zur besonderen Aufgabe gemacht, auf Nachhaltigkeit zu achten. Inwiefern wird dieses Ziel bei dem Kauf eines eurer Bikiniteile gewährleistet?

Brouwers: Je mehr wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt haben, desto wichtiger ist uns das geworden. Den negativen Impact, den die Mode-Industrie auf unsere Umwelt und die Menschen hat, die durch den immer größer werdenden Preisdruck ausgebeutet werden, kann nicht in Worte und noch nicht einmal in wahre Zahlen gefasst werden. Ich kann nur jedem empfehlen, die Netflix-Doku „The True Cost“ zu schauen, um einen Einblick in das Thema zu bekommen. Wir versuchen, in jedem Teil unserer Wertschöpfungskette unseren positiven Impact auf die Umwelt zu erhöhen und den Negativen so gering wie möglich zu halten.

Wie sieht die Produktion dementsprechend aus?

Brouwers: Wonda produziert in einer kleinen lokalen Fabrik in Lissabon und stellt damit sicher, dass dort die Arbeitsbedingungen für unsere Näherinnen gut sind, und dass der CO2-Ausstoß durch Transport so niedrig wie möglich gehalten wird. Der Stoff, den wir verwenden, besteht zu hundert Prozent aus recyceltem Plastik. Im Schnitt werden für jeden produzierten Bikini 33 Gramm Plastik aus dem Ozean gefischt und recycelt.

Wie viele Bikinis habt ihr schon verkauft?

Brouwers: In den ersten zwei Wochen konnten wir mit einem kleinen Vorverkauf circa 200 einzelne Bikiniteile verkaufen – also 100 Sets.

Waren darunter auch Bestellungen aus Meerbusch?

Brouwers: Wir hatten nur eine Bestellung aus Meerbusch bisher, und die kam von meiner Mutti... Aber ich habe gesehen, dass ein paar Meerbuscher bestellt haben, die momentan nicht mehr dort wohnen.

Welche Ziele verfolgt ihr für Euer Start-Up ?

Brouwers: Wir möchten organisch wachsen. Schnelles Wachstum und Nachhaltigkeit passen einfach nicht zusammen. Bei schnellem Wachstum bleibt immer etwas auf der Strecke, das wollen wir auf jeden Fall vermeiden. Außerdem haben wir mit diesem Ansatz auch die Möglichkeit, uns ständig zu testen, um uns stetig zu verbessern. Unsere Kunden schätzen das sehr und unterstützen uns sogar dabei. Was Nachhaltigkeit angeht, wissen wir, dass wir noch nicht perfekt sind, aber wir arbeiten jeden Tag daran das zu ändern.

Was bedeutet das konkret für die Zukunft?

Brouwers: Diesen Sommer möchten wir einen „Circular fashion“-Ansatz implementieren, der dazu dient, möglichst keine Abfallprodukte in unseren Prozessen zu erzeugen. Unser Hauptziel ist es jedoch zu zeigen und zu beweisen, dass ein nachhaltiges Geschäftsmodell profitabel sein kann. Wir hoffen, dass dadurch in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit keine Ausnahme mehr sein wird, sondern als Standard in der Mode-Industrie angesehen wird. Kurzfristig betrachtet bringen wir in diesem Sommer noch eine Limited Edition in Kooperation mit einer deutschen Bloggerin auf den Markt.

Ist es möglich, die beiden Lebensweisen in Portugal und Osterath miteinander zu vergleichen?

Brouwers: Das ist schwierig. Ich befinde mich ja jetzt in einem komplett anderen Abschnitt meines Lebens. Dennoch hat Lissabon auch etwas von dem Kleinstadtleben in Meerbusch. Nach drei Jahren in Lissabon habe ich auch das Gefühl, dass sich jeder irgendwie zumindest über Ecken kennt. Ich habe sogar Portugiesen kennengelernt, die Meerbusch kannten und Freunde haben, die auch aus Meerbusch kommen. Meerbusch ist also auch eine kleine Weltstadt.

Gibt es etwas, was du an Deinem Zuhause in Meerbusch vermisst?

Teresa: Hauptsächlich zwei Dinge: meine Familie natürlich – ich habe früher alles mit meiner Schwester zusammen gemacht – und den Rewe im Ort. Portugiesische Supermärkte kommen da leider nicht ansatzweise ran.

Und nun zu guter Letzt: Hast du Tipps für Meerbuscher, wenn sie mal nach Portugal reisen?

Brouwers: Plant genug Zeit ein und mietet Euch ein Auto. Um die Hauptstadt herum gibt es sehr viel Natur und Kultur zu entdecken. In Lissabon selbst kann man sich einfach treiben lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort