Tagespflege in Meerbusch: Anforderungen haben sich geändert

Seit 30 Jahren gibt es den Verein der Tagesmütter in Meerbusch.

Meerbusch. Exakt 30 Jahre ist es her, als sich in Meerbusch der Verein der Tagesmütter gründete. "Das waren noch Zeiten", lacht Geschäftsführerin Inge Losch-Engler zurückblickend, nicht ohne eine Prise Ironie in ihre Stimme zu legen. "Nach einem kurzen Einführungsgespräch erhielt man schon die Pflegeerlaubnis - von Qualifikation und Fortbildung keine Spur."

Inzwischen haben sich Ansprüche ebenso wie Anforderungen gravierend verändert. Vorurteile gegenüber der Tagespflege wurden zudem abgebaut, auch wenn der Weg dahin ein bisweilen steiniger war.

"Es ist noch nicht so lange her, da hatten wir im Bürgersaal eine Podiumsdiskussion mit 150 Menschen. Es wurde hitzig das Für und Wider diskutiert: Ob das nicht schädlich für die Kinder sei - erst recht, wenn sie noch nicht einmal drei Jahre alt sind? Außerdem: Müssen junge Mütter denn unbedingt berufstätig sein?"

Losch-Engler kann nicht so ganz ernst bleiben, wenn sie daran zurückdenkt. Mittlerweile ist die Tagespflegeperson zwar im Berufsalltag angekommen, ein eigenständiges Berufsbild mit entsprechender Ausbildung lässt jedoch auf sich warten.

An vielen Stellen hapert es noch. Die Bezahlung ist nach wie vor mangelhaft, auch von der Stadt fühlt sich Losch-Engler nicht hundertprozentig ernst genommen. "Auf der städtischen Homepage gibt es keinen Hinweis auf uns, geschweige denn einen direkten Link", nennt die Mutter eines erwachsenen Sohnes nur ein Beispiel.

Die Nachfrage jedenfalls ist groß, ein ruhiges Gespräch mit Inge Losch-Engler zu führen, fällt schwer. Ständig klingelt das Telefon, teilweise rufen bereits Schwangere an, die erst Monate später ihr Kind bekommen. Der Verein kann momentan auf einen Stamm von bis zu 60 Tagesmütter zurückgreifen. Nur ein Vater ist darunter, er hat seinen Qualifizierungskurs gerade abgeschlossen.

Diese Grundausbildung umfasst seit 1996 33 Stunden, in denen Themen von der Situationsanalyse über die Motivationserklärung bis zur Ersten Hilfe am Kind durchgenommen werden. "Viel zu wenig", meint Losch-Engler, die dafür plädiert, die Grundqualifizierung auf mindestens 46 Stunden aufzustocken. Zumindest zwei Fortbildungen im Jahr sind jedoch wenigstens Pflicht.

Losch-Engler, die sich auch in der Landesvereinigung für Kindertagespflege NRW engagiert, ist Verfechterin einer Professionalisierung der Kindertagespflege. Sie hat sich mit dafür eingesetzt, dass es nun auch eine weiterführende Zertifizierung gibt. Dieses Qualifizierungsprogramm beinhaltet insgesamt 160 Unterrichtsstunden, die innerhalb von zwei Jahren absolviert werden können und mit einer Prüfung abschließen.

Mit Einführung des Kinderförderungsgesetzes im Dezember 2008 werden die Tagespflegepersonen nun - abhängig von der Höhe ihrer Einkünfte - sozialabgabepflichtig und sie müssen ihre Gewinne versteuern. Das bedeutet unter dem Strich zunächst einmal weniger Geld im Portemonnaie, doch Losch-Engler hofft nicht, dass es deswegen Absprünge gibt.

"Wir bemühen uns immer, unsere Leute gut und frühzeitig zu informieren." Ein Jahr müsse man abwarten, dann werde sich zeigen, "ob alle bei der Stange bleiben". Fakt sei dennoch: "Wer als Tagesmutter seinen Lebensunterhalt bestreiten will, muss schon gut kalkulieren können", erklärt die Fachberaterin für Kindertagespflege.

Bei einem anderen Punkt habe man dem Kinderförderungsgesetz sogar vorausgegriffen: "Die Abschaffung des Führungszeugnisses Anfang der 90er haben wir nicht mitgemacht." Auch die Vorlage einer Gesundheitsbescheinigung, in der bestätigt wird, dass die Pflegeperson psychisch und physisch überhaupt in der Lage ist, Kinder zu betreuen, sei Pflicht.

Bei einem weiteren Thema, das momentan in aller Munde ist, bleibt Inge Losch-Engler jedoch ganz entspannt: "Der steigende Bedarf an Plätzen für Kindern unter drei Jahren kann uns nicht schocken. Das war doch schon immer unser Klientel."

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