Informationen über ein bedrohtes Volk Meerbuscher diskutieren über die Probleme der Uiguren

Beim Länderabend stand das Volk aus Asien im Mittelpunkt.

 Sie haben das uigurische Essen vorbereitet (v.l.): Muyesser aus Uigurien, Shafayi aus dem Iran und Bettina Furchheim.

Sie haben das uigurische Essen vorbereitet (v.l.): Muyesser aus Uigurien, Shafayi aus dem Iran und Bettina Furchheim.

Foto: RP/Angelika Kirchholtes

Chili, Koriander, Zimt und Sternanis sind typische Zutaten des uigurischen Essens. Davon konnten sich die Besucher des fünften Länderabends im Begegnungszentrum Pappkarton in Strümp überzeugen.

Es war scharf, aber schmackhaft, und man kam schnell ins Gespräch über die Situation der Menschen in Ost-Turkestan in der chinesischen Provinz Xinjiang.

Zu Beginn des Abends hatte der Uigure Murat, der in Meerbusch lebt, mit Hilfe der Arte-Dokumentation „Die Uiguren – ein Volk in Gefahr“ über die Situation in seinem Heimatland informiert. Ähnlich wie in Tibet versucht die chinesische Regierung, die Uiguren zu assimilieren und hat dazu in der ganzen Provinz riesige Umerziehungslager eingerichtet.

Folter und Gehirnwäsche in
Lagern an der Tagesordnung

Auch Murats Bruder ist vor acht Monaten in einem der geschätzt 100 Lager, wo Folter und Gehirnwäsche an der Tagesordnung sind, verschwunden. Die Familie hat seitdem nichts mehr von ihm gehört. Rund eine Million Menschen sollen interniert sein. In den Welt-Nachrichten hört man selten etwas darüber. „Wenn es so weiter geht, wird es das Volk der Uiguren mit seiner alten Kultur bald nicht mehr geben“, befürchtete Murat.

Die Uiguren sind Nachkommen der Hunnen und ein muslimisches Turkvolk. Im achten Jahrhundert beherrschten sie ein Reich, das größer als China war. Noch in der Mitte des 20. Jahrhundert gab es ein unabhängiges Ost-Turkestan. Doch diese Unabhängigkeitsbestrebungen und wertvolle Bodenschätze sind den Chinesen ein Dorn im Auge. „Unsere Länderabende sollen zeigen, warum Menschen zu uns fliehen“, erläuterte Bettina Furchheim, Koordinatoren des Pappkartons. Während das bei Syrern und Iranern bekannt sei, werde der Situation in China kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Murat selber ist als Student mit Visum nach Deutschland gekommen und hat inzwischen Asyl beantragt. Was ihn besonders belastet: Sein Bruder wurde interniert, weil dieser ihm Geld für das Studium im Ausland gegeben hatte. Nun möchte er von Meerbusch aus Hilfe organisieren. Sein Vortrag traf im Pappkarton auf offene Ohren. Mehrere Zuhörer versprachen, sich einer Initiative anzuschließen, die sich für die Freilassung der Internierten einsetzen wolle.

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