Schulleiter Jörg Winterwerb: „Meine Zeit ist abgelaufen“

Der 65-jährige Leiter des Büdericher Mataré-Gymnasiums geht in Pension.

Schulleiter Jörg Winterwerb: „Meine Zeit ist abgelaufen“
Foto: Marc Ingel

Meerbusch. Er hat keine Scheu, sich klar auszudrücken und man merkt Jörg Winterwerb den Schulleiter auch in außerschulischen Runden an. Unter seiner Regie entwickelte sich das bilinguale Mataré-Gymnasium in Büderich zur Europaschule und wuchs auf konstant 1000 Schüler.

Schulleiter Jörg Winterwerb: „Meine Zeit ist abgelaufen“
Foto: Marc Ingel

Winterwerb arbeitet seit 1997 an dem Profil der Schule, am Monatsende geht er, 65-jährig, vorschriftsgemäß in Pension. „Kurz und scharf: Meine Zeit ist abgelaufen.“

„Die Schule hat ein völlig neues Gesicht bekommen“, sagt Winterwerb im Rückblick. Er habe seine Rolle darin gesehen, Impulse zu geben, Vorschläge zu unterstützen und Katalysator zu sein. „Ich will gestalten.“

Dazu bietet ihm das Mataré im Jahr 1997 vielerlei Ansätze. „Es sah alles düster aus.“ Der Ganztag muss „repariert“ werden. Der Caterer wird unters Dach geholt und bei der ersten Möglichkeit stellt Winterwerb einen Sozialpädagogen ein, als voll integriertes Mitglied des Kollegiums.

Ein Jahr nach Winterwerbs Amtsantritt und einer Beschwerde des damaligen Bürgermeisters Hapke („Das geht doch nicht, dass das Mataré nicht an der Partnerschaft teilnimmt“) steht der Kontakt mit Fouesnant.

Der Praktikumsaustausch mit England wird intensiv gepflegt, es gibt eine Kooperation mit der Hochschule in Maastricht und Mataré-Schüler spielen auf internatinaler Ebene Vereinte Nationen.

Das ausgeklügelte Förderkonzept berücksichtigt nachhilfebedürftige wie hochbegabte Schüler. Es gibt ein Selbstlernzentrum, Ganztagspaten, Silentien und die Spielecke. Ab Klasse 7 wird das Berufswahlprofil erarbeitet, Bewerbungsschreiben sind Unterricht.

Der Pädagoge Winterwerb sieht die Schüler heute vor enormen Herausforderungen stehen, ist aber ein Freund von G8. „Der Start war Mist.“ Die verkürzte Schulzeit funktioniere, wenn man nicht nur die Menge des Lehrstoffs anpasse, sondern auch berücksichtige, dass den Schülern ein Jahr in der Entwicklung fehle. Und: „Ihre Bereitschaft, sich anzustrengen, ist gesunken.“

Die Zeiten, in denen das Mataré „die Schule mit den meisten Notenbeschwerden“ war, sind passé. Diese zweifelhafte Ehre sei weniger einem Versagen der Lehrer als der „hohen Rechtsanwaltsdichte“ in der Elternschaft zuzuschreiben gewesen, sagt Winterwerb.

Als überzeugter Anhänger eines gegliederten Schulsystems sieht Jörg Winterwerb es kritisch, Schüler mit Handicap aufzunehmen, die den Schulabschluss nicht schaffen können. „Wir nehmen die Kinder auf und geben ihnen ein Zuhause. Der Irrsinn, der in der Politik ausgebrütet wird, darf nicht auf dem Rücken der Kinder landen.“

Ist ihm irgendetwas nicht geglückt? „Nein“, sagt Winterwerb. Aber es gibt Unvollendetes wie eine Partnerschaft mit einer Schule in Spanien oder den Testlauf mit einer „Tablet-Klasse“. „Das habe ich nicht so beschleunigen können, wie ich es mir gewünscht hätte“, sagt Winterwerb. „Was die Schüler in der Hosentasche haben, ist leistungsstärker als das, was wir in den Klassenzimmern haben.“

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