Sanierung: Kein Anlass für neue Deichpläne

Der Deichgräf tritt den Pappelfreunden entgegen. Eine Umplanung würde das Projekt gefährden.

Meerbusch. "Der Deichverband wird keine Deichverschiebung beantragen. Das wäre im Gesamtkontext nicht zu verantworten." Unmissverständlich reagierte Deichgräf Friedrich Freiherr von der Leyen gestern auf die Kritik der Initiative Pro Pappel. Deren Mitstreiter hatten sich in der vergangenen Wochen für den Erhalt einer Pappelreihe stark gemacht, die im Rahmen der Deichsanierung in Nierst gefällt werden soll.

Von der Leyen wählte am Mittwoch den Weg in die Öffentlichkeit, um den zuletzt "teils falschen, teils unvollständigen Informationen" Fakten entgegenzusetzen.

Fakt sei, dass die Pläne zur Deichsanierung seit dem ersten Ortstermin 1991 und konkret seit 2001 vielfach öffentlich präsentiert und diskutiert worden seien. Dort seien die Eingriffe in Natur und Landschaft immer dargestellt worden.

Aus vier möglichen Trassenverläufen sei die jetzt baureife Variante als Kompromiss zwischen technischen Notwendigkeiten, den Interessen von Anwohnern, Landwirten und der Natur erarbeitet worden.

Fakt sei, dass das Planfeststellungsverfahren abgewogen und abgeschlossen sei. 19,9 Millionen Euro koste die Sanierung, 80 Prozent zahle das Land. Die Mittel seien bereits zur Verfügung gestellt worden. Den Deich jetzt in einem bestimmten Abschnitt nach hinten verlegen zu wollen - was die Pappelfreunde als möglich darstellten - sei unmöglich: "Jede Planänderung ist ein Eingriff."

Es sei "technisch nicht beliebig", welche Trasse gewählt werde. Zwingend sei ein neues Planfeststellungsverfahren notwendig, was den Verlust der Landeszuschüsse und jahrelange Verzögerung bedeute.

Fakt sei, so ergänzt der Landschaftsplaner und Diplombiologe Rainer Leiders, dass im Umkreis von 20 Metern in Deichnähe gar kein Baum stehen sollte. Für Pappeln würden wegen ihres weitstreifigen Wurzelwuchses, der sich durch den Deich arbeiten und dessen Dichtung zerstören könnte, sogar 30 Meter Abstand empfohlen. Insofern sei es löblich, dass 14Bäume in geringerem Abstand erhalten bleiben sollen. 82 Exemplare würden in der Reihe gefällt, vier auf der Deichrampe.

Fakt sei aber auch, dass die Deichsanierung ein gravierender Eingriff in das Landschaftsbild sei, so Rainer Leiders. "Es wird keinen Kahlschlag geben." Einige Bäume und Baumgruppen würden erhalten, statt der Pappeln standortgerechte Eschen gepflanzt, die als ökologisch hochwertiger und standortgeeignet eingestuft werden.

Etwa drei Meter hoch werden die Eschen sein, die innerhalb von zehn Jahren drei Meter wachsen, wie Friedrich von der Leyen vorsichtig schätzt. Leiders: "Es wird nach wie vor eine Landschaft sein, die den Namen Landschaftsschutzgebiet verdient."

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