Sanierung in Osterath: Notfalls Klage vor Gericht

Die Kornstraße wird aufwändig saniert – gegen den Willen der Anwohner.

Osterath. Gegen die Stimmen der Grünen und der SPD hat der Bau- und Umweltausschuss den Ausbau und die Sanierung der Kornstraße in Osterath nach der aufwändigeren Variante1 beschlossen. Damit wurde Anregungen und Einwänden der Anwohner nicht gefolgt.

Dass die Schlaglochpiste im Bovert saniert werden muss, steht außer Frage. Doch die Frage, welche Gestalt sie in Zukunft haben wird, entzweit Politiker und Anwohner. "Wir warten seit 20 Jahren auf eine Sanierung", unterstreicht Ekkehard Grosche, Sprecher der Kornstraßen-Anlieger. Dass diese nun so kostspielig sei, sei ein Versäumnis der Politik.

"Sie glauben gar nicht, was wir in den vergangenen Jahrzehnten mitgemacht haben." Rettungsfahrzeuge mitten in der Nacht, Drehgelenkbusse und schwere Baufahrzeuge hätten den alten Teer und die Bürgersteige aufgerissen. Grosche brachte den wissenschaftlich bestätigten Vergleich, dass eine Lkw-Bewegung auf einer für maximal 2,8 Tonnen ausgelegten Straße etwa 100 000 Pkw-Bewegungen entspräche. "Und nun dürfen wir dafür um so tiefer in die Tasche greifen."

Immerhin geht es um 11 533 Euro. Dies ist die Differenz der Kosten einer angedachten Variante1 mit Bäumen, Parktaschen und einer abknickenden Straßenführung gegenüber einer Variante2, die lediglich eine Sanierung auf der Grundlage der bestehenden Gehwege vorsieht.

Die Anwohner der Kornstraße bis zum Haus Nr.18 streben die zweite Lösung an, die Verwaltung bevorzugt dagegen mit Blick in die Zukunft die teurere Version: Die Kornstraße solle mehr Lebensqualität erhalten und der demografischen Entwicklung Rechnung tragen.

Unterstützung findet diese Lösung bei der Union: "Jedoch sollten die Standorte der Bäume und Parkbuchten überprüft werden", empfiehlt Mike Kunze (CDU).

Die SPD schlägt sich auf die Seite der Anwohner. "Was hier geschieht, ist schon starker Tobak", schimpft Holger Losse. Seit 20 Jahren hätten die Sozialdemokraten gewiss zwölf Mal den Antrag auf eine Sanierung der Kornstraße gestellt - und seien jedes Mal am Widerstand der CDU gescheitert.

Losse stellt einen Antrag auf eine Änderung der Satzung und eine Neubewertung der Kornstraße als Durchgangsstraße, um den Sanierungskostenanteil der Bürger zu reduzieren. Leo Jürgens (CDU) wertete das als Populismus. Es sei einfach, einen gefälligen Antrag zu stellen, wenn dieser keine Aussicht auf Erfolg habe. "Streuen Sie den Leuten doch keinen Sand in die Augen!"

Bedingte Unterstützung findet der Vorschlag der SPD bei den Grünen: "Zwar haben Bäume eine wichtige Funktion", betont Heinz Ruyter. "Dennoch sollte es neben den zwei Varianten eine dritte Möglichkeit zur Sanierung geben." Beide Vorschläge wehrt die CDU jedoch ab.

Ekkehard Grosche verweist mit Nachdruck auf die Alte Poststraße in Osterath, die derzeit unter weitgehender Beibehaltung der bestehenden Bürgersteige saniert werde. "Dort sind eben keine Busse und Einsatzfahrzeuge gefahren. Diese Anwohner haben einfach Glück gehabt." Er spricht von einem "ganz miesen Stil" der Politik und der Verwaltung.

"Vor allem, dass wir hier als Nassauer hingestellt werden, die bislang nichts zu den Anliegerkosten beigetragen haben, entbehrt jeder Grundlage." Er habe beim Kauf seines Hauses vor 25 Jahren mit dem Kaufpreis die Erschließungskosten genau so bezahlt, wie die neuen Bewohner der Straße, auf die keine Kosten zukämen.

Mit einer Sammelklage der Anwohner will Grosche bis vor das Oberverwaltungsgericht in Münster ziehen. "Wir sind hier jeder vernünftigen Diskussion beraubt worden."

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