Rhein-Kreis Neuss: Gäste trinken lieber Wasser

Viele Tische vor allem in gehobenenen Speiselokalen bleiben derzeit leer. Doch die Finanzkrise ist nur eine Ursache dafür.

Rhein-Kreis Neuss. Die Finanzkrise scheint gehörig auf den Magen zu schlagen. Denn wo zuvor vor allem an Wochenenden kaum noch ein freier Platz in gehobenen Speiserestaurants zu finden und eine Reservierung obligatorisch war, herrscht nun oftmals eine gähnende Leere.

"Die Gründe dafür liegen nicht nur bei der Finanzkrise", relativiert Michael Erb, Vorsitzender für die Stadt und den Rhein-Kreis Neuss des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) das Problem. Beschleunigt würde dieser Gästeschwund auch durch das Rauchverbot.

Erb: "Ein erstes Anzeichen haben wir dafür im vergangenen Jahr bemerkt, als Mitte September die Sommer- und Urlaubssaison vorüber war." Mit den kühleren Abenden wurde die Outdoor-Zigarette zu einem Ungemütlichkeitsfaktor.

"Es ist auch ein Bruch in der Geselligkeit einer Tischrunde, wenn die Raucher immer wieder vor die Tür müssen." Dennoch warnt Erb davor, die sinkenden Umsatzzahlen als Krise zu brandmarken. "Die Gäste geben nach wie vor Geld für einen Abend im Restaurant aus. Verzichtet wird jedoch auf die weitere Flasche guten Weins oder die Vorspeise."

Ein Manko sei außerdem bei den Geschäftsessen zu verzeichnen. Rainer Spenke, Dehoga-Geschäftsführer für den Bereich Nordrhein: "Früher haben Messen für eine Zunahme der Gästebewirtung gesorgt, die sich am gesamten Niederrhein bemerkbar gemacht hat. Dieser Trend ist rückläufig."

Bestätigen kann dies Anja Ströhlein von 3M: "Es gab für den Bereich Reise- und Bewirtungskosten in der Tat in unserem Unternehmen eine Budgetkürzung von zehn Prozent."

"Wir merken schon recht deutlich, dass die Leute verstärkt auf ihre Ausgaben achten", räumt Andreas Hillejan, Mitgeschäftführer des Restaurants Herzog von Burgund, ein. Auch er bemerkt eine Abnahme der Geschäftsessen und Firmenfeiern.

Zwar könne die Gastronomie mit gezielten Aktionen den Trend etwas abfedern. "Doch wenn der Konsum verhalten ist, dann bleibt er eben auch verhalten", erklärt Hillejan und bedauert, dass die Konsumentscheidungen der Verbraucher die Prioritäten eben anders setzten.

Lösungsansätze sieht Michael Erb von der Dehoga in einem Abbau der Bürokratie für das Gastgewerbe und einer Senkung des Steuersatzes und der Lohnnebenkosten: "Es würde schon helfen, wenn der Gastwirt mehr im Sinne eines eigenverantwortlichen Unternehmers denken dürfte."

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