Rhein-Kreis Neuss: Erst 3000 Impfdosen gegen Schweinegrippe abgerufen

Verhaltener Auftakt bei der Impfung. Aber im Gesundheitsamt klingelt das Telefon im 5-Minuten-Takt.

Rhein-Kreis Neuss. "Ich werde mich natürlich impfen lassen", erklärt der Neusser Präsident des Karnevalsausschusses, Jakob Beyen. "Ab dem 11.11. haben wir einen Termin nach dem anderen. Dabei kommen Menschen unterschiedlichster Couleur ganz nah zusammen. Und wir sind ja auch häufig in Kindergärten. Ich glaube, da ist die Gefahr einer Ansteckung besonders groß."

Spätestens nächste Woche will der Neusser Obernarr deshalb beim Arzt um die Spritze bitten. "Auch unserem Prinzenpaar Hans-Peter und Diana Schliebs werde ich das ans Herz legen - und unserem kompletten Präsidium." Ein gutes persönliches Argument hat er natürlich parat. "Bützen ist schließlich die schönste Nebensache der Welt." Aber nur, wenn niemand dabei Angst haben müsse, sich anzustecken.

Unterdessen fällt die Bilanz der ersten beiden Tage der Impfaktion gegen die so genannte Schweinegrippe verhalten aus. Von 8500 Dosen des Stoffes Pandemrix, die in der vergangenen Woche an 13autorisierte Apotheken im Rhein-Kreis Neuss verteilt wurden, sind 3000 Dosen von 85 Ärzten bestellt worden. Insgesamt können sich die Bürger bei 152Ärzten (von kreisweit 1500) im Kreis impfen lassen. Wie viele Menschen tatsächlich bislang in die Praxen gekommen sind, um sich gegen den Erreger H1N1 wappnen zu lassen, ist allerdings nicht bekannt. "Das kann man nicht sagen", erklärt Kreisgesundheitsdezernent Karsten Mankowsky. "Die Ärzte müssen ja auch erstmal ihre Chargen zusammenstellen."

Grundsätzlich ist Mankowsky jedoch nicht überrascht von dem verhaltenen Auftakt: "Das entspricht genau dem, was sich zurzeit bundesweit abspielt. Die Menschen haben Vorbehalte, weil die Schweinegrippe hier nicht so zugeschlagen hat wie in anderen Ländern."

Dass sich auch die Risikogruppen (Polizisten, Feuerwehrleute und andere) "vornehm zurückhalten", sieht der Kreisgesundheitsdezernent nüchtern: "Wir können niemanden zwingen." Die Lehrer beispielsweise seien längst informiert worden und könnten darüber ja auch täglich schwarz auf weiß in der Zeitung lesen. Dennoch will die Neusser Stadtverwaltungdiese Risikogruppen in Briefen nochmals auf die Notwendigkeit der Impfung hinweisen.

Insgesamt sei die Verunsicherung groß - auch bei den Medizinern selbst, so Mankowsky. "Im Gesundheitsamt klingelt das Telefon im Fünf-Minuten-Takt. Viele Menschen haben Fragen. Sogar Ärzte rufen bei uns an."

Skepsis spürt auch Klaus Reinartz, am Lukaskrankenhaus Leitender Arzt der Zentralambulanz. Er koordiniert mit Chefarzt Honke Georg Hermichen, dem Ärztlichen Geschäftsführer, die internen Impfungen. Allerdings: Noch ist im Lukas der Impfstoff für die Mitarbeiter gar nicht angekommen. Es gebe da wohl ein Verteilungsproblem, so Reinartz vage. "Leider", sagt der Arzt, sei auch im Krankenhaus selbst die Zurückhaltung der Impfung gegenüber spürbar. Sobald der Impfstoff bereit steht, will die Klinikleitung jedenfalls mit Schreiben die Mitarbeiter dazu bewegen, sich impfen zu lassen.

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