Reizende Kunstwerke hängen in der Teloy-Mühle

Freie Künstler Meerbusch laden bis Sonntag zu ihrer Jahresausstellung nach Lank ein.

Lank. In der Teloy-Mühle am Sonntagmorgen, die Ausstellung des Vereins Freier Künstler geht in die zweite Woche. Die Mitglieder Phillip von Canstein, selbst vertreten mit Aquarellen, die Motive Balis und Borneos zeigen, und Karin Ursula Schumann mit Collagen zum Thema „Charles Baudelaire“ halten von 11 bis 19 Uhr die Stellung. Sie wissen, dass zwischen Vernissage und Finissage in der Regel nie mehr als fünf Besucher täglich erwartet werden können.

Aber die Stille hat ihren Reiz. Ein intensives Sich-Einlassen auf Farben und Formen wird ebenso möglich wie ein selten erhältlicher Gesamteindruck. Dieser ist gegenwärtig von insgesamt zehn Künstlern geprägt: Helligkeit, pastellene Eintracht und Lebendigkeit, die heiter stimmt.

Nicht nur in Vorfreude auf das anstehende 20-jährige Bestehen, sondern gewohnheitsmäßig hat sich der Künstlerverein laut Schumann besondere Mühe mit der Hängung der Bildwerke gegeben. Wahre Kämpfe hätten da stattgefunden, um die richtigen Akzente zu setzen. „Nicht gegenseitig egalisieren, sondern einander aufwerten“, sei das Prinzip.

So kommt es, dass ein sechsteiliger Zyklus nur fünf Bilder an einer Wand umfasst, und Nummer sechs gesucht werden will, um den Reiz zu erhöhen.

Den Blick reizen möchte Lilo Jusczyk aus Kaarst mit einer alten Drucktechnik, die Max Ernst 1925 für die Bildende Kunst reanimierte, und die im Prinzip jedes Schulkind einmal mit einer Münze ausprobiert hat. Die so genannte „Frottage“ zeigt eine Abreibung untergelegter Gegenstände auf ein Papier, bei Jusczyk entsteht der Eindruck, ein perfekt erhaltenes Stück Altertum entdeckt zu haben.

Aus ihrem Düsseldorfer Atelier steuert Hildegunde Zeunert neun Montagen mit gekonterten Fotos bei. Neben dem Erleben des Blicks wie durch ein Kaleidoskop helfen Titel aus Adjektiven das Bild im Bild zu entdecken, eine Angelegenheit mit Aha-Effekt.

Karin Gier reizt den Tastsinn. Die Neusserin malt „mit Erde“, doch da ist mehr. Ihre Bilder werden zu Objekten und wirken so manifest, dass Karin Ursula Schumann regelmäßig prüfende Blicke auf die Nylonaufhängung wirft. Aufmerksamkeit verdient auch die Bilderreihe der Argentinierin Susana Völker. Die Impressionen „Städtische Umgebung“ rund um „Das Atelier“ in ihrer Heimat besitzen eine starke Anziehungskraft, ebenso die Arbeiten von Gisa Rosa. Sie beschreitet ganz eigene Wege.

„Die Wurzeln liegen hier im abstrakten Expressionismus und im Action-painting, die erstmals den Blick auf den Akt führen, der zum Bild führt“, formulierte es die Kunsthistorikern Jutta Saum. Zu den Innovativen gehört auch Christa Schöppel. Sie belebt die Übung des „blinden Zeichnens“ wieder. Was dabei herauskommt, wenn der Blick des Zeichners auf das Objekt geheftet bleibt, lockt Picassos Zeichnungen „aus einem Strich“ aus den Schubladen der Erinnerung.

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