Bauen Viele Wirtschaftswege sind entbehrlich

Ein Planungsbüro hat die Wirtschaftswege in Meerbusch bewertet. Für viele von ihnen gebe es überhaupt keinen Bedarf mehr.

 Die Wirtschaftswege sind vor allem für Landwirte wichtig.

Die Wirtschaftswege sind vor allem für Landwirte wichtig.

Foto: RP/Ge-Komm

Die gute Nachricht schickte Diplom-Ingenieur Eugen Bitjukov vorweg: „Der Zustand der städtischen Wirtschaftswege in Meerbusch ist nicht ganz so schlimm.“ Dennoch gebe es viel zu verbessern, wenn das Wegenetz zukunftstauglich sein soll. „Die Wirtschaftswege sollten bedarfsgerecht ausgebaut oder erhalten werden“, so Bitjukov. Heißt: Multifunktional. Also nicht nur für landwirtschaftliche Maschinen, sondern auch für Radfahrer, Spaziergänger und teils für Autos. Dafür müssen viele Wege breiter werden.

In den vergangenen Monaten hat das Planungsbüro Ge-Komm – Gesellschaft für kommunale Infrastruktur – aus Melle das Wirtschaftswegekonzept für Meerbusch im Auftrag der Stadt erarbeitet. Die Arbeit war nötig, weil viele Wege alt und kaputt sind. „Teilweise ist das Netz so verzweigt, dass Wege parallel verlaufen“, erklärt der Fachmann: „Andere sind zugewachsen und überhaupt nicht mehr nutzbar.“ Ge-Komm-Geschäftsführer Eugen Bitjukov stellte die umfangreichen Ergebnisse im Bau- und Umweltausschuss vor. Nun müssen die Politiker Weg für Weg abarbeiten und entscheiden, was jeweils damit passiert. Bitkukov: „Das ist ein langwieriger Prozess.“ Noch dazu könne man die Kosten nur grob einschätzen. Um beispielsweise 145 Kilometer Wege wie im Bestand zu erhalten, wären pro Jahr rund 567 000 Euro nötig. Bitjukov: „In den Kosten ist dann noch kein Cent für Verbesserungen enthalten.“

Bei 20 Prozent der Wege sei
eine Gesamtsanierung nötig

Die meisten Wirtschaftswege in Meerbusch werden von der Landwirtschaft genutzt, stellte er fest. „Und für deren Maschinen sind die Wege oft zu schmal“, so Bitjukov. Was sein Team außerdem feststellen konnte: Viele Wege sind entbehrlich, oft sind sie gar nicht mehr als Wege zu erkennen. „Diese Wege können verkauft oder ökologisch aufgewertet werden, da gibt es verschiedene Möglichkeiten.“

Auch zum Zustand der Wege konnte er einiges sagen. So bewertet das Wirtschaftswegekonzept 13 Prozent der Wege mit sehr gut und gut. Bei 61 Prozent der Wege sind einzelne Reparaturen nötig, weil es dort etwa Schlaglöcher oder Risse gibt. Für 20 Prozent der Wege wird eine Gesamtsanierung vorgeschlagen. Bei sechs Prozent der Wege sei gar keine Wegefläche mehr zu erkennen. Seine Empfehlung an die Verwaltung: Die meisten Wirtschaftswege, nämlich 81 Prozent, sollten in dem Zustand erhalten werden, wie sie jetzt sind. Für sieben Prozent empfehlen die Fachleute eine Sanierung, vier Prozent sollten umgebaut werden. Zur Kategorie H – das sind die Wege, die entfallen können – gehören nach Meinung der Experten acht Prozent der Meerbuscher Wirtschaftswege.

Bitjukov erklärte auch, welche Art von Wegen im Stadteigentum sind: Die meisten, nämlich 60 Prozent, sind asphaltierte Wege. Nur 14 Prozent sind unbefestigt, also Gras- oder Erdwege, und 26 Prozent werden als sogenannte wassergebundene Wege bezeichnet. Das sind Wege, die eine Tragschicht aus Kiesgeröll oder Schotter haben.

Um sämtliche Wirtschaftswege zu dokumentieren und zu bewerten, sind die Mitarbeiter des Planungsbüros alle Strecken abgefahren. Vor knapp einem Jahr gab es eine Infoveranstaltung. Anschließend konnten die Meerbuscher Bürger sich bis Ende Mai 2019 online an den Planungen für das ländliche Wegenetz im Stadtgebiet beteiligen. Das aktuelle Konzept ist nun Arbeitsgrundlage für die Verwaltung. „Unser Ziel ist es, ein bedarfsgerechtes und finanzierbares Wegenetz zu schaffen“, sagt Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter. „Es hat sich gelohnt, genau hinzusehen, welcher Weg wie genutzt wird, und in welchem Zustand er ist.“

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