Interview mit Pfarrer Michael Berning „Weihnachten liegt in diesem Jahr sehr pfarrerfreundlich“

Meerbusch · Büderichs katholischer Pfarrer erzählt, wie eine Weihnachtspredigt entsteht und Weihnachten in diesem Jahr „pfarrerfreundlich“ liegt.

 Michael Berning lädt auch Menschen in seine Weihnachtsgottesdienste ein, die nicht regelmäßig in die Kirche kommen.

Michael Berning lädt auch Menschen in seine Weihnachtsgottesdienste ein, die nicht regelmäßig in die Kirche kommen.

Foto: RP/Dominik Schneider

Das Gespräch führte

Dominik Schneider

Herr Berning, wie waren die Wochen vor Weihnachten für Sie?

Michael Berning: Weihnachten selbst wird für mich friedlich, aber davor ist es immer stressig. Es gibt die Frühschichten, den lebendigen Adventskalender, zahlreiche Beichten und zusätzliche Schulgottesdienste, die es vorzubereiten und zu halten gilt. Das ganze läuft dann zusätzlich zum Alltagsgeschäft – auch für uns Priester eine anstrengende Zeit.

Wie wird Ihr Weihnachtsfest aussehen?

Berning: Erstaunlich normal, eigentlich. Weihnachten verbringe ich in meinem Elternhaus in Neuss, mit meinem Vater, meinem Bruder und seiner Familie. Ich werden nach beziehungsweise zwischen den Gottesdiensten dorthin fahren, zum gemeinsamen Abendessen und zur Bescherung. Außerdem werde ich meine Tante besuchen, die nicht mehr mobil ist, und ihr die Kommunion bringen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hat mein Onkel Stephan in Remscheid Namenstag, dann trifft sich die Familie dort. Zwischen den Jahren mache ich traditionell mit Freunden eine Kulturfahrt, und zu Silvester und Neujahr wollen ja schon die nächsten Messen gehalten werden.

Viele Arbeitnehmer sind ja darüber unzufrieden, dass die Feiertage in diesem Jahr auf die Wochenenden fallen.

Berning: Ich muss sagen, Weihnachten liegt in diesem Jahr sehr pfarrerfreundlich. Sonst kommen die Festtage ja zu den üblichen Sonntagsmessen – so lässt sich alles gut organisieren.

Stört es Sie, dass Sie zu Weihnachten immer arbeiten müssen?

Berning: Die Messen selbst sind keine Arbeit – die Kirchgänger gehen ja auch dorthin, ob ich vorn stehe oder in der Bank sitze, das ist vom Arbeitsaufwand kein großer Unterschied. Je nach Gottesdienst ist meine Rolle ja auch kleiner, etwa in der Kindermette, wo das Krippenspiel einen zentralen Platz einnimmt. Die Arbeit steckt ja in der Vorbereitung, im Lesen und Erarbeiten von Bibelkommentaren, im Schreiben der Predigt. Aber ja, Heilig Abend ist für uns Pfarrer ein richtiger Arbeitstag.

Manche Pfarrer bereiten Weihnachten schon im Sommer vor, wie halten Sie das?

Berning: Das könnte ich nicht, da habe ich keine Weihnachtsstimmung. Ich habe mich in der vergangenen Woche an die Weihnachtspredigt gesetzt, wie ich es auch mit anderen Messen mache. Tatsächlich kommt vor dem Sonntagsgottesdienst manchmal ein bisschen Unruhe auf, manchmal kommt schon früh eine gute Idee für die Predigt. Das ist auf jeden Fall eine Frage von Erfahrung und positiver Routine.

Apropos Routine: Wie kann es gelingen, die Weihnachtsgeschichte jedes Jahr wieder so zu erzählen, dass sie die Menschen berührt.

Berning: Die zentrale Frage ist ja: Was hat die Weihnachtsgeschichte mit uns zu tun? Und da lässt sich durchaus auch ein aktueller politischer Bezug herstellen. Es geht darum, herauszufinden, welche Themen die Menschen gerade jetzt bewegen. Sicherlich ist es schwer, jedes Jahr einen Dreh zu finden, aber bisher ist mir dazu immer eine kleine Erleuchtung gekommen.

Wir erleben gerade eine Zeit von Konflikten und Instabilität. Wie passt die weihnachtliche Botschaft in diesen Kontext?

Berning: Mein Grundgedanke ist: Wie blickt Gott auf das menschengemachte Unheil? Wieso lässt er sich immer wieder auf die Menschen ein, obwohl sie so schreckliche Dinge mit seiner Schöpfung anstellen? Ich finde, es ist beruhigen, zu wissen, dass Gott jedes Jahr einen neuen Anfang mit uns macht.

Zu den Weihnachtsgottesdiensten werden Sie viele Menschen in der Kirche sehen, die sonst nicht in die Messe kommen. Wie fühlen Sie sich bei diesem Anblick?

Berning: Ich freue mich über jeden, der in die Kirche kommt – zu Weihnachten oder an anderen Tagen. Und gerade in den Weihnachtsmessen merkt man: Ein bisschen Christentum ist bei vielen Menschen noch da. Einige regelmäßige Kirchgänger klagen, dass die Gäste ihnen zu den Festmessen die Plätze wegnehmen – ich glaube, das ist der falsche Ansatz. Ich sehe es als Gelegenheit: Ich will schauen, dass es für alle schön ist, damit sie im nächsten Jahr wieder kommen – oder vielleicht auch zwischendurch einen Gottesdienst besuchen. Weihnachten ist eine Gelegenheit, Werbung für den Glauben zu machen.

Wie geht es für Sie nach den Feiertagen weiter?

Berning: Zwischen Weihnachten und Neujahr kommt das Gemeindeleben erfahrungsgemäß meistens fast vollständig zum Erliegen. Aber im neuen Jahr geht es dann wieder los. Unser Kaplan ist dann in Indien im Heimaturlaub, so, dass wir uns die Termine nicht aufteilen können. In der ersten Januarwoche sind dann die Sternsinger dran, und Ende Januar beginnt die Firmvorbereitung. Dann kommen ja schon bald Karneval und die Osterzeit – es gibt immer etwas zu tun.

Wie sehen Sie generell die Position der katholischen Kirche und Gemeinde in Büderich?

Berning: Es gibt einen alten Stamm von Büderichern, die sich sehr für die Gemeinde einsetzen. Dazu gehört unter anderem die Schützenbruderschaft. Das sind sicherlich nicht alles Kirchgänger, aber sie helfen zuverlässig, wenn sie gebraucht werden – etwa beim Aufbau der Krippe – und dafür sind wir sehr dankbar. Zu betonen ist auch die Kinder- und Jugendarbeit, unsere Jugendreferentin macht einen ganz tollen Job. Im Bereich der Messdiener gab es durch Corona einen merklichen Einbruch, aber auch da bemühen wir uns, etwa indem wir in den Schulmessen für das Amt werben.

Wie wichtig ist die Jugend für das Gemeindeleben?

Berning: Die Jugend ist die Zukunft der Kirche. Viele junge Leute engagieren sich noch auf die eine oder andere Weise – driften dann aber ab, wenn es zum Studium in eine andere Stadt geht. Wenn sie dann selbst Familie haben, kommen sie häufig zurück, lassen ihre Kinder taufen. Es bleibt also auf jeden Fall etwas hängen von der Jugendarbeit – und das ist eine nachhaltige Investition in unseren Glauben. Dazu gehört auch, dass wir gemeinsam mit unserer Gemeinde Weihnachten zu einem ganz besonderen Fest machen.

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