Osterath: Seine große Liebe gehört der afrikanischen Kunst

Bissig, humorvoll, bisweilen verletzend: Werner Schmalenbach zu Gast in Mönters Buchkabinett.

Osterath. Bis zum 20. Lebensjahr hat er Bücher verschlungen, das Lesen aber dann, bis auf beruflich bedingte Ausnahmen, gänzlich gegen das Schreiben eingetauscht. "Bis auf einen Grass kürzlich, lese ich so wenig wie irgend möglich", erstaunt der Kunsthistoriker Werner Schmalenbach die zahlreichen Zuhörer im Kunstkabinett Mönter.

Der bis 1990 erste Direktor der Kunstsammlung NRW spricht in der einem Interview ähnlichen Veranstaltung mit Konrad Mönter über Bücher, Kunst und Künstler, Erkenntniswerte aus seinem Leben und inneren Reichtum. In spontanem Verlauf reflektiert der 89-jährige Düsseldorfer humorvoll ihm vorgelegte Schriftwerke aus der Sachliteratur Kunst. "Das Ursprüngliche und die Moderne", ein Ausstellungskatalog der Akademie der Künste von 1964, führt Schmalenbach zu Ausführungen über afrikanische Kunst - seiner großen Liebe, an die er nach einmaligem Blättern verloren gewesen sei.

"Es begann nie mit Wissen, sondern immer mit der Liebe zur Kunst", beschreibt er seinen Weg. Dieser führte einerseits durch die ganze Welt - Venedig, Basel, Sao Paulo, Oslo, Paris mit Hochburgen der Beschäftigung wie Documenta und Biennale - andererseits durch die verwirrenden Welten der Beschaffenheit von Künstler und Werk. Von 1962 an trug er eine der wichtigsten Malerei-Sammlungen des 20.Jahrhunderts zusammen - mit Werken von Picasso, Matisse, Modigliani, Klee und Chagall. Er lebte und atmete die Kunst, ohne sich in ihr zu verlieren. Über Max Beckmann sagt er: "Ich war kein Freund des Impressionismus und der Triptychen, aber heute sehe ich, er war ein großer Künstler. Ich kaufte und wurde erst allmählich glücklich mit ihm."

Auch Kurt Schwitters Frühwerk kommt bei Schmalenbach nur als "mittel begabt" durch, über Beuys hat er gar keine Lust zu reden. "Dünn ist noch nicht sensibel", rezitiert er aber und räumt dann auch hier mit Altersmilde ein: "Niemand ist je vollkommen."

Freundlich möchte er bleiben, das sei seine Ideologie. Für Michelangelo hege er eine "Riesenbewunderung, nicht mit Liebe zu verwechseln" und seziert Bilder, Fresken, Skulpturen und Zeichnungen, pendelt wieder und wieder zwischen "entsetzlich" und "grandios".

Vorhersehbar schließlich seine polarisierende Antwort auf die Publikumsfrage des Abends, warum der Künstler Gerhard Richter überhaupt Professur in Düsseldorf und derartige Berühmtheit erlangt habe. Sein völliges Unverständnis gegenüber diesen Tatsachen drückt Werner Schmalenbach ebenfalls so leger aus, dass der Zuhörer eher Weisheit und Erfahrung erkennt als fachtypische Arroganz: "Erst machten seine verwischten Bilder Spaß am Neuen, aber die endlose Wiederholung zeigte die Substanzlosigkeit. Ich sehe nichts außer schlechter Malerei."

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