Neue Auszubildende starten ihre Karriere

Zum Monatsbeginn begann für viele junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Einige Lehrstellen sind aber noch zu besetzen.

Manuel Amann hat das große Los gezogen. Der 27-Jährige konnte am 1. Juli im Edeka-Markt in Büderich seine erste Ausbildungsstelle antreten. Nach dem Hauptschulabschluss hatte er erst gejobbt und war an einer Abendschule. In Uwe Nettersheim, der in Osterath und Büderich je einen Supermarkt betreibt, fand er einen Lehrherrn, der sagt, dass er auch Menschen mit besonderen Lebensläufen eine Chance geben wolle.

Zum jetzt beginnenden Lehrjahr hat Nettersheim außer Amann mit der 18-jährigen Sabrina Eisheuer eine weitere Auszubildende zur Verkäuferin im Lebensmitteleinzelhandel eingestellt. Insgesamt lernen acht Auszubildende in seinen Betrieben. Da zwei fertig geworden waren, konnten jetzt zwei neue beginnen. „Auf die freien Stellen haben sich zehn junge Leute beworben“, erzählt der Kaufmann.

Neue Auszubildende starten ihre Karriere
Foto: Janning/Dackweiler/WBM

Uwe Nettersheim, Supermarkt-Inhaber

Bei der Auswahl achte er auf die Schulnoten und die Höhe der Fehlzeiten. „Wer die Hälfte der Zeit gefehlt hat und dazu noch oft unentschuldigt, den kann ich nicht gebrauchen“, sagt er. Besonders wichtig sei ihm jedoch das Bewerbungsgespräch und welchen Eindruck der Bewerber mache. „Das gleicht schon mal die Noten aus.“

Amann hat diese Hürde genommen, und auch die Probestunden, die er im Supermarkt gemacht hat, haben ihm gefallen. „Der Kontakt zu den Kunden macht mir viel Spaß“, erzählt der Auszubildende, der sich freut, wenn immer etwas zu tun ist. Er wurde gleich zu Beginn querbeet eingesetzt und soll jetzt nach und nach die einzelnen Abteilungen kennenlernen. Außer der Ausbildung im Betrieb geht er ab Ende August zur Berufsschule ins Berufsbildungszentrum Neuss. Außerdem gibt es Tagesseminare von Edeka, wo lebensmittelspezifische Dinge vertieft werden. „Mit Hausaufgaben“, warnt Nettersheim.

Neben den klassischen Ausbildungsstellen würde er auch gerne jemanden zum Frischekaufmann ausbilden, ein neuer Ausbildungsberuf, der speziell in den Bedienungsabteilungen mit Fleisch, Obst, Käse, Fisch und Wein absolviert wird. „Seit drei Jahren suche ich, ohne Erfolg“, bedauert er. Ähnliche Erfahrungen macht beispielsweise auch ein Bäckereibetrieb in Meerbusch. Seit drei Jahren konnte eine freie Ausbildungsstelle nicht besetzt werden.

Am 1. August begannen fünf junge Menschen ihre Ausbildung bei den Wirtschaftsbetrieben Meerbusch. Selina Sögütcük, Viviane Schmitz und Tobias Robl durchlaufen in drei Jahren eine Ausbildung zur Kauffrau bzw. Kaufmann für Büromanagement. Jannick Zabel hat sich für eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik entschieden und King Sulaimon Abiodun wird Anlagenmechaniker für Rohrsystemtechnik.

Im Kanapee, dem urigen Osterather Kneipencafe an der Hochstraße, steht Nasir Khan am Herd. Der 23-jährige Pakistaner ist seit Monatsbeginn Koch-Azubi. Er hat eine besondere Geschichte: Vor zehn Jahren floh er mit seinem Traum von einer Karriere als Koch im Gepäck aus seiner Heimat quer durch mehrere Länder. „Nasir hat bei uns als Küchenhilfe begonnen“, erinnert sich Kanapee-Betreiber Christian Blum. „Er hat in nur sechs Monaten Deutsch gelernt, nimmt Anweisungen sehr schnell auf“, lobt Chefausbilder Denis Kotzyba. „Es wäre ein Traum, wenn man mich nach der Ausbildung übernehmen würde“, sagt Nasir.

Die Erfahrungen mit (angehenden) Azubis fallen allerdings nicht überall so positiv aus. „Die Nachfrage nach Auszubildenden ist da, aber oft fehlt es an der Qualität der Bewerber“, bemängelt Raimund Franzen von der Sparkasse Neuss. Von den 230 Bewerbern haben in diesem Jahr nur 18 das dreistufige Qualifikationsverfahren für eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemeistert. Zwei von ihnen arbeiten in den Filialen in Büderich und Lank-Latum. Sie heißen: Michel Rösner und Florentine Dautaj.

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